Preiserhöhungen und VIPs im Kunst-Disneyland
Von Jürgen Raap
Ob es um Schwimmbäder, Straßenbahnen oder Museen geht: öffentliche Einrichtungen sollen und müssen den Benutzern zu erschwinglichen Preisen und Gebühren zur Verfügung stehen, und da sie in der Regel nicht kostendeckend funktionieren können, aus öffentlichen Mitteln bezuschußt werden. Doch in Zeiten knapper Kassen rücken die Politiker mehr und mehr von dieser Selbstverständlichkeit ab. Für Wirbel sorgte der NRW-Kultusminister mit seinem “Kienbaum-Gutachten”, welches die Effizienz des Schulwesens nach betriebswirtschaftlichen, nicht aber pädagogischen Kriterien untersuchte; gleichzeitig fordern Kommunalpolitiker, etwa die Ratsfraktion der Kölner CDU, die Umstrukturierung lokaler Versorgungseinrichtungen zu “modernen Dienstleistungsbetrieben”.
“Modern” ist hierbei nur eine andere Vokabel für “Wirtschaftlichkeit”. Waren die bildungspolitischen Verpflichtungen der öffentlichen Kulturinstitutionen bislang noch halbwegs funktionierendes Korrektiv gegenüber dem rein kommerziellen Kunstmarkt (obwohl schon längst immer häufiger nur das auch von den Museen angekauft wird, was sich auch auf dem Markt durchgesetzt hat), so ist nun die Tendenz absehbar, daß sich die zuständigen Politiker aus dieser Verantwortung schnöde herausstehlen: Bislang freiwillige Leistungen werden drastisch heruntergeschraubt und darüber hinaus in Köln z.B. derzeit – ob Frauenhaus, Bürgerzentrum oder Oper – auch alle anderen Etatposten rigoros um 10 Prozent gekappt. Um das auszugleichen, wird dem Benutzer tiefer als bisher in die Tasche gelangt; an Eintrittspreise, wie sie bei den großen französischen Museen mit 50 bis 60 FF = 17 bis 20 DM schon länger üblich sind, wird sich nun auch der deutsche Kunstfan gewöhnen müssen. Im Kölner Stadtrat setzte nämlich ausgerechnet die SPD eine Erhöhung der Eintrittspreise auf 8 DM für das Museum Ludwig…