Postmoderne Sensibilia
Les Immateriaux
Centre Beaubourg, Paris, 26.3.-15.7.1985
Der Postmodernismus findet heute noch seinen prägnantesten Ausdruck in den Objekten, die dem Begriff Gestalt gegeben haben. In dieser Tatsache findet sich einerseits das Defizit einer theoretischen Bestimmung des Begriffes und seiner Bedeutung, andererseits weist es darauf hin, daß das Projekt der Postmoderne im Stadium seiner Entwicklung ist, die gemäß einer Bestimmung von Jean-François Lyotard »als Paradox der Vorauszukunft zu denken« (Beantwortung der Frage: Was ist Postmodern?, Tumult 4, Berlin 1982) ist. Zu dieser Vorauszukunft hat der Philosoph nun selber einen weiteren gewichtigen Beitrag geliefert. Unter dem Titel ‘Les Immateriaux’ findet eine von ihm veranstaltete Ausstellung im Centre Beaubourg statt (bis 15. Juli). Die Ausstellung, die sich landläufigen Kriterien entzieht und von daher als Manifestation angesprochen werden sollte, verlangt in ihrer Darstellung (und Kritik) neue Formen und Aussagen, die ihr gerecht werden können. Sie verbleiben von daher dem Modus des Fragmentarischen verhaftet. Darin mag sich auf der Ebene des Schreibens jenes Moment des Unbeschreibbaren finden, das im Projekt der Postmoderne wiederzufinden ist: »das Gefühl dafür …, daß es ein Undarstellbares gibt«, (ebenda).
Die Manifestation allerdings bedarf genauer Erläuterungen, weil sich die Schaustücke einem gedanklichen System eingliedern, das sie erst in der Kenntnis dieses Systems als bedeutend dafür erweisen. Zwar geht Lyotard davon aus, daß es eine postmoderne Sensibilität gibt, die beim Publikum schon vorhanden ist, ohne sich vorerst Ausdruck geben zu können, aber auf die Szene gebracht, wirkt sie verstörend. Trotz ihres scheinbar enzyklopädischen Anspruchs, den die einzelnen Stationen der Schau offenlegen (ohne sie vom…