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Titel: Postmoderne Seele und Geometrie · S. 80 - 85
Titel: Postmoderne Seele und Geometrie , 1986

Markus Brüderlin
Postmoderne Seele und Geometrie

Perspektive eines Neuen Kunstphänomens

Was sich fast unbemerkt im Windschatten der neuen, oft als “wild” apostrophierten Malerei vorbereitete und noch vor zwei Jahren nur mit einem Fernglas als Lichtpunkt am Kunsthorizont auszumachen war, rückt zusehends ins Zentrum eines wieder intensiveren Kunstdiskurses und verdichtet sich heute mitten im postmodernen Pluralismus des Anything Goes, von dem sich zunehmend deren Kehrseite, die Orientierungslosigkeit, zeigt, zu einem richtungsweisenden Kunstphänomen, das hier mal für diesen Aufsatz mit dem Überbegriff “Neue Geometrie” zusammengefaßt sein soll

Trendsetting oder Paradigmenwechsel

Schon wird auch als vermeindlicher Motor dieses Stimmungswandels das offensichtlich unvermeindliche Pendelprinzip zitiert: Auf den “Hunger nach Bildern” jetzt die Askese – nach dem ..Dauerbesäufnis in Terpentin” wieder das zivilisierte Handtieren mit Zollstock und Winkelhaken und auf die Zerrissenheit des Subjekts jetzt wieder angestrengte Objektivität: solche tendenziellen Schlagworte, die den Wandel künstlerischer Intentionen und deren Rezeption gerne mit dem Karussell der Trends und Moden und den Paradigmenwechsel einfach mit einem neuen Konfektionsstil zur Dekoration einer Käuferschickeria verwechseln, stammen heute nicht zuletzt auch oft von denjenigen, die vor noch nicht allzu langer Zeit vorgaben, sich durch einen ähnlichen Dschungel der Ignoranz durchgekämpft zu haben und sich heute die Vorzugsplätze in den Museumstempeln streitig machen. Nach der deutlich spürbar gewordenen Verlagerung des Schwerpunktes künstlerischer Kreativität von der Bauchgegend Richtung aufwärts, Richtung Kopf, vernimmt man zuweilen von dieser Seite die scheuen Bekenntnisse, daß man schließlich schon immer ein intellektueller Künstler gewesen sei. Der Ausschlag des Kunstpendels Richtung abstrakte und konzeptionelle Gestaltungsweisen scheint zunächst nach der Übersättigung des Kunstkonsumenten durch…


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