Claudia Posca
Positionen – Reisen an die Grenzen der Malerei
Museum Folkwang, Essen, 1.9. – 6.10.1996
Eben erst ist im Oberhausener Gasometer die Ausstellung “Ich Phoenix” zu Ende gegangen, mit der eine Reflexion derzeitigen Umbruchs in Gesellschaft und Kultur am Ende des 20. Jahrhunderts und kurz vor dem Anbruch eines neuen Jahrtausends im Medium künstlerischer Aussagen anvisiert wurde. Die dort im Katalog beschriebene Übergangssituation “mit all ihren deutlichen und undeutlichen Auflösungs- und Umwertungserscheinungen” (Uwe Rüth), mit ihrer in elektronische Pixel sich auflösenden Realität, der daraus resultierenden Entwicklung der Welt hin zur “global village” – vom Monitor zu Hause aus erreich- und manipulierbar – samt und sonders der als Reaktionen darauf in Oberhausen präsentierten Statements zeitgenössischer Künstler, machten unmißverständlich deutlich, daß Kunst sich diesem Wandel nicht zu entziehen vermag, ja daß der gesellschaftlich-technologische Umbruch längst schon auch den Kunstbetrieb erfaßt hat.
Die wie Pilze aus dem Boden schießenden Multi-Media- und Computer-Messen nebst begleitender Symposien tragen ein übriges dazu bei, daß die klassischen Sparten der Kunst von Malerei über Plastik und Installation bis hin zur Fotografie zu überkommenen Medien zu mutieren drohen. Ein Verlust der an Originalität und Unverwechselbarkeit geknüpften Aura, nebst dem Anspruch auf Dauer und Zeitlosigkeit – bislang immerhin noch auf weite Sicht als konstitutives Beurteilungskriterium von Kunst in Anspruch genommen und, obwohl häufig schon hinterfragt, bislang jedoch nicht wirklich radikal in Frage gestellt, scheint auf dem besten Wege kategorisch überflüssig zu werden.
Insbesondere Bild und Malerei geraten dabei ins Schleudern, stehen doch ihre bildnerischen Qualitäten zunehmend zur Disposition. Mit der im Essener Folkwang…