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Titel: Documenta IX · von Maria Kreutzer · S. 196 - 200
Titel: Documenta IX , 1992

MARIA KREUTZER
Positionen der Malerei

ZWISCHEN ERZÄHLUNG UND FARBERFAHRUNG

Malerei – kann es sie überhaupt noch geben; ist sie nicht in den letzten Jahren unter Zweifel gestellt worden? Beginnen wir in den 60er Jahren, als die Pop-art die malerischen Mittel zurückdrängte durch quasi maschinelle Verfahrensweisen. Nach Roy Lichtenstein war es sogar erklärte Absicht, die Malerei verächtlich zu machen, wie er Mitte der 60er Jahre in einem Interview anläßlich einer Ausstellung in der Tate Gallery bekannte. Die Minimal-art berief sich fast ausschließlich auf nichtmalerische Positionen. Doch zeigt sich z.B. bei einem so exponierten Künstler wie Sol LeWitt auch eine malerische Fähigkeit, und auch bei Donald Judd wäre der Stellenwert der Farbe bei seinen Objekten eine eingehende Untersuchung wert. Deutlicher noch wird die Problematik bei Künstlern wie Ellsworth Kelly, Frank Stella und Brice Marden. In einem gemeinsamen Gespräch mit Cucchi, Beuys und Kiefer sagte Kounellis, man müsse das Bildermachen verschieben, da man keine Kathedralen mehr bauen könne und es insofern kein Zentrum mehr gebe. Ein ähnlich kritisch reflektierter Standpunkt veranlaßte die Minimal-Künstler in den 60er Jahren zu der vergleichbar radikalen Frage, was ein Objekt überhaupt sei.

Was hatte die Malerei in den 60ern so hart an ihre Grenze gebracht, wie läßt sich ihr Aufleben seit Mitte der 70er Jahre erklären, und was ermöglicht heute noch ihre Existenz neben einer Übermacht an »Objekten«? In der Nachkriegszeit spielte der Gegensatz von figurativer und abstrakter Kunst eine wesentliche Rolle und kennzeichnete so die damalige vorherrschende Zeitströmung – die als ideologisches Konstrukt sogar eine gewisse Notwendigkeit oder Relevanz hat….


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