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Titel: 55. Biennale Venedig · von Susanne Boecker · S. 410 - 411
Titel: 55. Biennale Venedig , 2013

Portugal: Joana Vasconcelos – Trafaria Praia
Kommissar: Direção-Geral das Artes/Secretário de Estado da Cultura, Governo de Portugal. Kurator: Miguel Amado.
Ort: Riva dei Partigiani / Venetian Lagoon

Wer den portugiesischen Pavillon besuchen möchte, der muss nicht mehr lange durch die engen Gassen Venedigs irren: diesmal befindet er sich (fast) in den Giardini. Allerdings nicht auf dem festen und auf alle Zeiten bereits an die ersten 29 Nationen vergebenen „heiligen (Kunst)-Boden“, sondern auf dem Wasser. Joana Vasconcelos hat ein altes Lissabonner Fährschiff zum portugiesischen Pavillon umfunktioniert und direkt neben der Vaporetto-Haltestelle „Giardini“ festgemacht.

Bei dem Schiff handelt es sich um einen sogenannten „Cacilheiro“. Bis zum Bau der Hauptbrücke nach Lissabon im Jahr 1966 waren diese Fähren das einzige öffentliche Transportmittel zwischen der Stadt und ihren Vororten am südlichen Tejo-Ufer. Noch heute sind die vor allem von Berufspendlern benutzten Schiffe das Rückgrat des innerstädtischen Verkehrs. Assoziiert mit Arbeitern und Mittelklasse-Angestellten, sind sie in Portugal ein bekanntes, politisch aufgeladenes soziales Symbol.

Entsprechend Marcel Duchamps „assisted readymade“ hat Joana Vasconcelos den Cacilheiro zu einem Kunstwerk gemacht, ohne ihm seine Funktion zu nehmen. Außen hat sie einen breiten, rund umlaufenden Fries aus Azulejos angebracht. Die mit blauer Farbe bemalten Kacheln zeigen die zeitgenössische Skyline von Lissabon. Mit dieser Installation nimmt Vasconcelos Bezug auf das berühmte „Große Panorama von Lissabon“, das die Stadt vor dem legendären Erdbeben 1755 abbildet und als absoluter Höhepunkt des barocken Goldenen Zeitalters der Azulejo-Produktion gilt. Den großen Raum unter Deck hat die Künstlerin mit opulenten Häkel- und Stoffarbeiten sowie zahllosen LED-Leuchten in eine…

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