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Titel: 51. Biennale Venedig · von Michael Hübl · S. 295 - 296
Titel: 51. Biennale Venedig , 2005

Michael Hübl
Portugal

Helena Almeida

Noch einmal die siebziger Jahre wachrufen: Nach zweieinhalb Dekaden eines entfesselten Kunstbetriebs, der sich in einzelnen Bereichen zu einer visuellen Unterhaltungsindustrie mit hohen ‘Einschaltquoten’ entwickelt hat, ist kaum mehr nachzuvollziehen, mit welcher formalen Zurückhaltung, Stille und Strenge sich die neue Kunst einmal dem Publikum stellte. Minimal Art und Konzeptkunst proklamierten – nicht zuletzt in Abgrenzung zur Pop Art und deren Konsumismus-Affirmation – eine radikale Reduktion auf wesentliche, grundsätzliche, elementare Aussagen. Portugal schafft nun in der Scola dei Tiraoro e Battioro Gelegenheit, dem kargen Ernst jener Epoche wieder zu begegnen. Ausgestellt sind Arbeiten von Helena Almeida, die 1934 in Lissabon geboren wurde und sich insbesondere durch ihre fotografisch dokumentierten Selbstreflexionen einen Namen gemacht hat; im iberischen Sprachraum war Almeida seit den siebziger Jahren kontinuierlich präsent, 2001 hatte sie in der Thomas Erben Gallery, New York, ihre erste Einzelausstellung in den USA, 2003 widmete ihr die Galerie im Taxispalais, Innsbruck, eine Retrospektive mit ausgewählten Arbeiten.

In Venedig ist Helena Almeida mit „Eu estou aqui“ (Ich bin hier, 2005) vertreten, einem Zyklus großformatiger Schwarzweiß-Aufnahmen, an dem entscheidende Momente ihres Werkes sichtbar werden: die Ausrichtung der Arbeit auf die eigene Person, der Einsatz des eigenen Körpers als künstlerisches Instrumentarium und die untrennbare Verquickung von introvertierter und extravertierter (Selbst)Darstellung. Almeida zeigt sich und zieht sich in sich zurück. Sie stellt sich aus und sie schließt sich aus. Dieser doppelte Habitus tritt bereits in der Serie „Pintura Habitada“ (Bewohnte Malerei, 1975) zutage, mit der die Künstlerin die vollständige Abkehr von der Malerei einleitet; sie…


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