Portugal
Francisco Tropa – Scenario. Kommissar: Direcçao-Geral das Artes Ministério da Cultura. Kurator: Sergio Mah. Ort: Fondaco Marcello, Calle del Traghetto o Ca’ Garzoni, San Marco 3415
Dass es so etwas noch gibt: Kunst, die in Erstaunen versetzt, die begeistert in ihrer Schönheit, fasziniert in ihrer Direktheit. Kunst, die ohne ellenlange Traktate und komplizierte Diskurse auskommt, die nicht politisch sein will, nichts „hinterfragt“ und der weder eine private Biographie noch ein Werk der Kunst- oder Literaturgeschichte zugrunde liegt. Eine Kunst, die einfach nur Kunst ist. Das mag jetzt ein wenig schwärmerisch oder auch naiv klingen, aber spätestens nach dem Besuch des 62. nationalen Pavillons dieser Biennale fragt man sich verzweifelt, ob es nicht auch mal einfacher geht, ohne theoretischen Überbau – und trotzdem intelligent, sinnlich, tiefgründig, ästhetisch und präzise? Es geht, und zwar im Pavillon von Portugal.
Hier hat Francisco Tropa (geb. 1968) aus einfachsten Materialien ein mysteriöses und rätselhaftes „Scenario“ aufgebaut. Sieben Projektionsgeräte, die wie kleine Skulpturen gebaut sind und nach dem Prinzip der Laterna Magica funktionieren, werfen Bilder auf weiße Stellwände. Die projizierten Bilder haben ihren Ursprung in Objekten, die vor den Projektoren befestigt sind: eine tote Fliege, ein trockenes Blatt, eine Sanduhr, eine Glühbirne oder ein Latexschlauch, aus dem sich ganz langsam einzelne Wassertropfen lösen. Einige Motive erkennt man sofort, andere – insbesondere die Tropfen, die in der Projektion nicht nach unten fallen, sondern nach oben – bewahren ihr Geheimnis so lange, bis man an den Projektor herantritt und die Lichtzeichnung mit dem realen Objekt abgleicht.
Tropa spielt nicht mit…