Christian Huther
Populismus
Kunstverein, Frankfurt/Main, 11.5. – 4.9.2005
Die momentanen Stars des Kunstbetriebs bleiben außen vor. Also kein Gemälde von Neo Rauch, kein Trash-Müll von Jonathan Meese, keine hintergründige Skulptur von John Bock. Dabei dreht sich die Ausstellung doch um Populismus. Da wären diese drei populären Künstler gerade richtig. Aber der Frankfurter Kunstverein geht anders vor und versucht eine Trennung zwischen populär und populistisch. So werden mit vorwiegend dokumentarisch-kommentierenden Arbeiten die Strategien des Populismus illustriert und damit auch versucht, den (negativ besetzten) Begriff des Populismus näher einzukreisen. Als Beispiele dienen etwa die rein erfolgsfixierte Kulturpolitik, das Zusammenspiel von Politikern und Massenmedien, der Ruf nach Recht und Ordnung oder der erstarkende Nationalismus angesichts der vielen Arbeitslosen.
Die Ausstellung läuft fast zeitgleich und ähnlich in Frankfurt, im Amsterdamer Stedelijk Museum, im Osloer Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design und in der Kunsthalle des litauischen Vilnius. Rund 40 internationale Künstler von Juan Pérez Agirregoikoa bis Tobias Zielony bespielen die vier Ausstellungsorte mit Arbeiten, die aber nicht eigens produziert wurden. Das Thema scheint also die Nationen in und um Europa zu bewegen. So wählten die drei Kuratoren Nicolaus Schafhausen vom Frankfurter Kunstverein, Cristina Ricupero und Lars Bang Larsen die Teilnehmer unter 500 Künstlern aus. Sie zeigen Videos, Fotos, Bilder, Zeichnungen und Installationen, die subtil das Thema einkreisen.
Gleich eingangs legen Jens Haaning und die dänische Künstlergruppe Superflex die Finger in die Wunde und zeigen, wie maßgeblich heute die Abstimmung mit den Füßen ist. An der Fassade aller vier Institute hängten sie eine große digitale Anzeigetafel auf, die mit…