Pop und TV, Clip und Ökonomie
Viva MTV! Popmusik im Fernsehen
Darauf haben viele gewartet: ein deutschsprachiger Reader über das Musikfernsehen. Denn obwohl sich die postmoderne Kulturtheoriedebatte geradezu auf MTV und Musikclips stürzte, mußten sich die Interessierten bis jetzt mit oft weit verstreuten, englischsprachigen Aufsätzen und wenigen Büchern aus dem Cultural Studies-Kontext begnügen. Dabei demonstriert auch das von Klaus Neumann-Braun herausgegebene Buch, aus welch unterschiedlichen Richtungen sich man dem Thema Popmusik und Fernsehen annähern kann. Durch das Fehlen der Cultural Studies an den deutschsprachigen Universitäten ist es kaum verwunderlich, daß sich die Analyse des Musikfernsehens hier noch stärker in verschiedene Disziplinen aufsplittert. Zu den Autoren des Bandes zählen deswegen Psychologen, Soziologen, Musik- und Medienwissenschaftler, genauso wie eine Politologin, eine Germanistin und ein Pädagoge. Gemeinsam ist ihnen das besondere Interesse an Popmusik. Einer von ihnen, der Musikwissenschaftler Michael Altrogge, untersucht in einer beispielhaften dekonstruktivistischen Einzelanalyse die Zusammenhänge von Musik, Text und Bild anhand von Prince’s Clip “Alphabet Street”. Ebenfalls schon ein Klassiker unter den Clipanalysen sind die Überlegungen zu Michael Jacksons “Thriller” der amerikanischen Medienwissenschaftlerin Kobena Mercer. Ein anderer Schwerpunkt des Bandes liegt in der kritischen Betrachtung der historischen Entwicklung der Musiksender und ihrer Expansionsbestrebungen, die je nach Marktlage zwischen Globalisierung und Regionalisierung schwanken.
Gelungen an dieser Kompilation ist die Verbindung von Clipanalysen, Überblick über den Forschungsstand, Genealogien von VIVA und MTV und einem Text über die Publikumsrezeption dieser Sender nach Auswertung verschiedener Datenerhebungen. Auch wenn in diesem Band einzelne Aspekte der Thematik, z.B. die Verbindung zu Kunst, Experimentalfilm und Werbung, weitgehend fehlen, so…