Cool Club Cultures
Pop ist Kunst
Shustermans Pragmatismus
Richard Shusterman ist Akademiker. Der Professor für Philosophie in Philadelphia und New York ist mit Rockmusik und Hollywoodfilmen aufgewachsen, er ist ein bekennender Liebhaber von Hip-Hop und anderen Spielarten der afroamerikanischen Musik. Schon lange hat sich Shusterman über den Bann geärgert, den die herrschende Ästhetik über die Erzeugnisse der sogenannten populären Kultur verhängt hat. Er hinterfragt jenen über Jahrzehnte hinweg gültigen Konsens, in dem sich auf wundersame Weise aristokratische Konservative mit linken Denkern wie Adorno und Bourdieu trafen, die ansonsten eher die Sache der Freiheit auf ihre Fahnen geschrieben haben. Populäre Kultur, so hieß es etwa, sei der ästhetischen Reflexion nicht satisfaktionsfähig, weil sie ästhetisch unreflektiert sei und sich nur am Gesetz des breiten Geschmacks, an der Durchschnittlichkeit messen müsse. Mit seinem auf deutsch erschienenen Buch “Kunst leben. Die Ästhetik des Pragmatismus” leistet der amerikanische Philosoph Richard Shusterman den Nachweis, daß auch populäre Kunstwerke elaborierten Kunstkriterien zu genügen vermögen. Als Pragmatist will er das Kunstmonopol der bürgerlichen Elitekunst brechen.
(Bia.)
Richard Shusterman: Kunst leben. Die Ästhetik des Pragmatismus. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1994, 288 Seiten, 25 DM, ISBN 3-596-12256-2. Vgl. im KUNSTFORUM-Band “Art & Pop & Crossover” das Interview mit Richard Shusterman im Kapitel über die “Pop-Denker”.