Jürgen Zänker
Pop-Dialoge
Zwischen Kunst, Design und Medienkultur
Die Moderne hat außer einer neuen, eben der modernen, einer wesentlich auf das Subjekt orientierten Kunst auch das Design hervorgebracht. Die “angewandte” Kunst, der Entwurf von Gebrauchsgegenständen, war ursprünglich Teil der künstlerischen Praxis selbst und hat sich im 19. Jahrhundert mit der Arbeitsteiligkeit der modernen Fabrikarbeit sich spezialisierend aus der Kunst heraus entwickelt und im Design verselbständigt. Die Kunst hat sich ihrerseits auf “freie” Gestaltungen bzw. ideelle Konzepte und singuläre “Werke” beschränkt. Das Design der Gegenstände des täglichen Gebrauchs hat der “subjektivistischen” freien Kunst eine versächlichte, objektbezogene, “objektivistische” Gestaltung entgegengestellt, formal und thematisch.
In der Pop-Art wird die “versächlichte” Sprache des Designs mit bunten Knalleffekten massen- und werbewirksam aufbereitet und mit den subjektiven Produktions- und Rezeptionsweisen der modernen Kunst verknüpft. Umgekehrt wird die subjektive Sprache der Kunst tendenziell objektivistisch verallgemeinert und der Kunst ein neues Publikum erschlossen.
Bereits die englische Proto-Pop-Art der Londoner Independent Group1, insbesondere die Maler bzw. Graphiker und Designer Richard Hamilton und Eduardo Paolozzi, haben seit Ende der vierziger bzw. seit den frühen fünfziger Jahren versucht, die Alltagsbilderwelt der Unterhaltungskultur, der modernen Technik, der Werbe- und Konsumsphäre und deren weitverbreitete suggestive Faszination unmittelbar in ihre Kunst einzubeziehen. Sie bedienten sich dabei besonders der Mittel der Collage und Montage vorgefundener Bilder oder Bildfragmente, die zu neuen Bildeinheiten zusammengefügt wurden. Die englischen Proto-Pop-Artisten knüpften damit in unmittelbarem Rückgriff bei den Dadaisten und deren Collagen an, namentlich bei Künstlern wie Kurt Schwitters, Hannah Höch und Paul Citroen. Ein intellektuelles und künstlerisches Vorbild war darüber hinaus Marcel…