Rainer Unruh
Pool
»Kunst aus London«
Kestner Gesellschaft Hannover, 4.4. – 6.7.2014
Es muss nicht immer ein Hai sein und schon gar kein toter. Die very young british artists, die in der Kestner Gesellschaft ausstellen, nutzen das Aquarium nicht wie Damien Hirst als Sarkophag für den Räuber der Meere. Sie erklären den ziemlich kleinen Glasbehälter, der ein wenig verloren auf einem Podest im Erdgeschoss steht, zur Galerie: der transparent cube als Alternative zum white cube. Den vier mexikanischen Schwanzlurchen, die langsam zwischen den Werken schwimmen, ist das egal. Am Eingang zur Ausstellung wird der Besucher darüber informiert, dass es sich bei den in Hannover zu sehenden Tieren um Schauspieler handele. Die eigentlichen Bewohner seien in London geblieben. Gut zu wissen, aber wofür?
Vielleicht als Einstimmung auf eine Ausstellung, die dem Schein misstraut, zumal dem allzu schönen. Selbst dort, wo ihm scheinbar gehuldigt wird, wie in der fast 8 Meter langen Stoffbahn, die in einem der oberen Räume elegant wie eine Schleppe von der Decke auf den Boden fällt, bleibt die Wirkung ambivalent. Das von Alice Channer (Jahrgang 1977) mit Fotos von unwirklich blauem Wasser und einem silbrig schimmernden Schlauch bedruckte Tuch zitiert den visuellen Code der Werbung für Duschgels und Shampoos, trennt ihn von den beworbenen Produkten und bläst die isolierten Elemente ins Gigantische auf („Landslide“, 2014). Polierte Marmorkugeln auf dem Boden erwecken den Anschein, sie seien von dem Wasser, das es nur als Abbildung gibt, glatt geschliffen worden. Man stutzt, sieht noch einmal hin, und entlarvt die Illusion auf den zweiten Blick.
Irritationen…