Politische Kunst Begriffe
In seinem Essay ‘Avantgarde, die Revolution, die Linke (Sic!) – und ihre Liebhaber’, (2001) greift Holger Kube Ventura den inflationären Gebrauch des Avantgardebegriffs auf. Eine modifizierte Fassung dieses Textes findet sich in seinem soeben publizierten Handbuch ‘Politische Kunst Begriffe in den 90er Jahren im deutschsprachigen Raum’. Einer fundierten historischen und theoretischen Analyse. Das Buch behandelt in exemplarischen Einzelanalysen die strukturellen Veränderungen im Kunstbetrieb, die sich stimulierend auf eine ‘Re-Politisierung’ der Kunst in den 90er Jahren auswirkten. Als Ursache führt der Autor den Einbruch des Kunstmarktes Ende der 80er Jahre, den kulturpolitischen Kurswechsel in Richtung Privatisierung und die institutionellen Reaktionen darauf an. Die Entwicklung selbstorganisierter Art Clubs und informeller Kunst-Netzwerke zeigt er ebenso auf, wie die Einflüsse von Techno, Internet und US-amerikanischen Praxisformen politischer Kunst.
Auch wenn das Politische in der Kunst in den 90er Jahren in aller Munde war, täuscht dies nicht darüber hinweg, dass es in Institutionen nur dann Einzug hielt, wenn die AkteurInnen unverfängliche Themen behandelten oder Projekte anboten, die repräsentativ und symbolisch für den jeweiligen Ausstellungsbetrieb blieben. Holger Kube Ventura führt das Scheitern kritischer Kunst auf den ‘Systemfehler’ Zensur zurück. Detailliert schreibt er über den Berliner Künstler Dierk Schmidt, der aufgrund seiner politischen Projekte bei der Messe 2ok (Köln 1995) zur Teilnahme an der von Siemens mitfinanzierten Ausstellung ‘Brushholder Value-Soll Haben’, 1998, eingeladen worden war. Schmidts kritische Analyse der Strategien und Tätigkeitsfelder des Siemens Konzerns hatten seinen Ausschluss zur Folge. Das Kuratorenteam Dirk Luckow (Siemens Kulturprogramm) und Heinz Liesbrock (Münsteraner Kunstverein) ging bei seiner Denunziation des…