Politik, Design und Bildende Kunst der Fünfziger Jahre in Deutschland
Vorstellung einiger Neuerscheinungen
von Christian Rathke
Wer manche Bücher über die 50er Jahre durchsieht. kann einen Eindruck bekommen, als würde er in Watte beißen: die Zähne finden keinen Halt, es entstein ein fader Geschmack und ein trockenes Gefühl am Gaumen, zurück bleiben einzelne Fäserchen, die allenfalls kitzeln.
Doch vielleicht ist es gerade dieser Kitzel, der seit den späten 70er Jahren so viele Kataloge und Bildbände, Textsammlungen, Zeitschriftenaufsätze und Sendungen in den optischen und akustischen Medien provoziert hat, und nach dem es sich zu fragen lohnt. Zwiespältig und wenig geklärt ist das Verhältnis zu den 50crn allenthalben, die Autoren sind nicht einmal willens, einen Konsens darüber herzustellen, ob das strenge Design, das Institutionen und Firmen wieBraun oderDeutsche’ Werkstätten nach 1955 propagierten, als “Gute Form” oder als Kitsch einzustufen sei oder ob ein Modemaler wieBüffet im Rahmen eines Geschmackswandels irgendwann einmal wieder aufgewertet wird. Gerade die Untersuchung der 50er Jahre scheint stärker als andere, im weitesten Sinne wissenschaftliche, Erörterungen in einer weltanschaulichen oder ideologischen Spannung zu verlaufen, die bislang zu keiner auch nur annähernd wertfreien Stellungnahme geführt hat. Dies wurde bereits bei den Reaktionen auf die erste Ausstellung und Publikation über die 50er Jahre deutlich, die recht anspruchslos in Wuppertal als ein “erster Versuch” (S. 3) und der “nicht im geringsten vollständige Ansatz” (S. 4) zur Diskussion gestellt wurde. (Ausstellungskatalog Die 50er Jahre, Aspekte und Tendenzen,Kunst- und Museumsverein Wuppertal, bearbeitet vonChristian Rathke, mit einem Beitrag vonWerner Höfer). Die Situation des Bearbeiters war nicht ideal: einerseits mußten…