Ingo Günther
Politik als Fortsetzung der Kunst mit anderen Mitteln
Ein Gespräch mit Dieter Daniels
Seit 1979 hat Ingo Günther zahlreiche Installationen und Video-Bänder realisiert. Eine Reihe von Arbeiten hat die Erfahrbarkeit und Relativität von Bewegung zum Thema. (“Hi Tao” 1982, “Eleven Waiters Vertical” 1982, “Fernsehschleudern” 1982, “Ceterum Censeo” 1984) In den folgenden Bändern und Installationen wird diese Bewegung auf die Beschleunigung der Information im Fluß elektronischer Medien übertragen. (“Rotorama” 1985, “5.50 im Dunkel” 1985) Die Mattscheibe wird hier zu einem pulsierenden und rotierenden Leuchtfeld, auf dem die Informationen nur kurz vor dem chancenlosen Betrachter aufscheinen, um, ohne auf ihre Auswertung zu warten, wieder im Sog der Bildröhre zu verschwinden, (siehe auch: Kunstforum Bd.85, Sept. 1986, S.317ff)
Seit 1984 hat Ingo Günther als Kodirektor einer konzeptionellen Firma auf dem freien Markt zivile Satelliten-Bild-Daten verschiedener Raumfahrtbehörden erworben. Durch die Auswertung der Fotos des Satelliten “Landsat 5” wurden ab 1984 wichtige Ergebnisse erzielt. Diese Ergebnisse wurden durch Fernsehausstrahlung und internationale Presse zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich. Der spektakulärste Erfolg gelang bei der Auswertung von Satelliten-Bild-Daten der Südfront des Iran-Irak-Kriegs im Gebiet der irakischen Hafenstadt Basra, einer Region, die Journalisten nicht frei zugänglich war. Dabei wurde ein von irakischer Seite angelegter künstlicher See von 30 km Länge entdeckt, der dem Irak entscheidende strategische Vorteile bot. In den USA wurde dieses Ergebnis in den Abendnachrichten der Sendeanstalten CBS und ABC bekannt gemacht, außerdem berichteten der WDR, das japanische Fernsehen NHK sowie mehrere internationale Magazine hierüber, (siehe u.a.: New Scientist, 17.Jan.1985; The Sunday Times, 13. Jan. 1985;…