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Titel: 60. Venedig Biennale - Länderbeiträge Giardini · von Sabine B. Vogel · S. 307 - 308
Titel: 60. Venedig Biennale - Länderbeiträge Giardini ,

Polen

Open Group (Yuriy Biley, Pavlo Kovach und Anton Varga)

REPEAT AFTER ME II

Kommissar: Bartłomiej Sienkiewicz, Minister für Kultur und Nationales Kuratorin: Marta Czyż Ort: Giardini

Acht Jahre herrschte in Polen die Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) mit einer nationalpopulistischen Kunst- und Kulturpolitik. Für die Venedig Biennale nominierte der damalige Kulturminister den PiS-nahen Künstler Ignacy Czwartos. Das war laut Medienberichten dank einer Manipulation möglich geworden, die der damalige, von PiS berufene Direktor der Nationalgalerie Janausz Janowski initiierte. Im Dezember 2023 wurde die Regierung abgewählt. Der neue Kulturminister Bartłomiej Sienkiewicz entließ Janowski, zog die Biennale-Entscheidung zurück und nominierte stattdessen die ukrainische Künstlergruppe Open Group mit dem Video Repeat after me II. Zur Gruppe gehören Yuriy Biley (wohnhaft in Breslau und Berlin), Pavlo Kovac (wohnhaft in Lemberg), Anton Varga (wohnhaft in New York). Das Projekt war von der Jury zweitplatziert worden.

Der erste Teil des Videos wurde 2022 in Lemberg (Lwiw) in einem Binnenlager für Vertriebene aufgezeichnet, „das kaum als sicherer Ort bezeichnet werden kann“, wie sie es in einem Interview beschreiben. Der zweite Teil ist 2024 an „sicheren Orten“ gedreht, in europäischen Lagern, Hotels, Herbergen – in temporären Flüchtlingsunterkünften. In beiden Teilen geht es um die Erinnerung an den Krieg, vor allem aber ums Überleben. Die ukrainischen Geflüchteten erzählen über ihre Kriegserfahrungen, die wir in den Untertiteln lesen können. Immer wieder imitieren sie erschreckend echt Sirenengeheul, Artilleriebe-schuss-, Bomben- und Raketengeräusche. Wenige Wochen vor der russischen Invasion hatte der Staatliche Notfalldienst in der Ukraine Handbücher zum Verhalten im Kriegsfall verteilt. Dazu gehört…

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