Leopold Rombach
Polaroid
Antithese oder Gipfel der Fotografie
Die Polaroid-Fotografie hat ihren Namen zurecht, denn sie ist ein zwiespältiges Kulturgut und polarisiert die Meinungen so schön, dort wo die Empfindlichkeiten von Kunst und Fotografie zusammen sind. Weil der Name Polaroid auch mehr Poesie hat als ‘Sofortbildfotografie’, ‘Schnellfoto’, oder ‘Instant Camera’ soll er hier für all das zusammen stehen, aber hauptsächlich doch für Polaroid als Syndrom, – einer Erfinder-, Firmen-, Markt- und Ästhetik-Story. Dies als kleines Zugeständnis an das Flair dieser Sache, aber auch als einziges, denn ansonsten will ich sie auf ein paar präzisere Begriffe bringen…
Vermischtes
Nichts gilt mehr vom früheren Wissen um das Fotografieren, wenn man eine Polaroid zur Hand nimmt; (außer, daß da gleich etwas herausgesurrt komme). Die vertrauten Handgriffe gehen ins Leere, man muß das Ding ganz anders anfassen und neu lernen, hineinzuschauen. Wenn man die SX-70 Spiegelreflex aufklappt, dann knirscht und kracht es ein bißchen, verzieht sich und wirkt kunststofflich, einfach amerikanisch patent. Dieses Gerät löst bei keinem Fotofetischisten ehrfürchtige Sehnsüchte aus, wie es Leica und Hasselblad tun, und wer es gar mit Konsumverzicht und Umweltbewußtsein hält, wird wohl auch nicht recht froh über das fixe Bild aus der Maschine, angesichts von so viel Plastik, ätzender Chemie, zwanghafter Mikroelektronik und teurer Materialverschwendung. Doch aus der quasi selbsttägigen Bilderzeugung erscheint eine Aura, die, fatal und faszinierend, den heutigen Fototheoretikern ähnlich zu schaffen macht wie das schillernde Silberbild den Zeitgenossen Daguerres. Dabei steckt hinter der narrensicheren Knopfdrucktechnik ein solch enormer Aufwand an Grundlagenforschung, Innovation und hocheffizienter Organisation von Kreativitätstechniken, wie er…