Claudia Posca
Pol Bury
»Retrospektive 1939 – 1994«
Museum am Ostwall, Dortmund, 14.8. – 16.10.1994
PMMK Museum Moderner Kunst, Ostende, 1.7. – 25.9.1995
»Die Bewegung ist ein Lebensfunke, der die Kunst menschlich und wirklich realistisch werden läßt. Ein Kunstwerk mit kinetischem Rhythmus, der sich nie wiederholt, ist eines der lebendigsten Wesen, die man sich vorstellen kann, eine Schöpfung, die von Schönheit lebt, indem sie sich allen Systemen entzieht.« (Pontus Hulten 1955 im Faltblatt zur Pariser Ausstellung »Le mouvement«)
Pol Bury, 1922 in Haine-Saint-Pierre (Belgien) geboren, gehört zu jenen Künstlern, die die kinetische Kunst als bedeutenden Aspekt in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts etabliert haben. Zusammen mit Yaavov Agam, Alexander Calder, Marcel Duchamp, Robert Jacobson, George Rickey, Jesus-Raphael Soto, Jean Tinguely und Victor Vasarely gilt sein Schaffen einer Dynamisierung statischer Bildstrukturen durch Aufnahme und Integration tatsächlicher Bewegung ins Werk. Daß es sich dabei um eine ausschließlich reale – im Unterschied zu einer optisch erzeugten – Bewegung handelt, unterscheidet sein Werk von der Op-Art.
Doch im Unterschied zum Bekanntheitsgrad eines Alexander Calder oder Jean Tinguely ist das Werk von Pol Bury allererst noch umfassend zu entdecken. Dieser Aufgabe gilt die vom Dortmunder Museum am Ostwall ausgerichtete Retrospektive mit Werken von 1939 bis 1994. Dabei liegt dem erstmals auch die frühe surrealistische Malerei Pol Burys berücksichtigenden Überblick eine 1988 abgeschlossene Dissertation von Rosemarie E. Pahlke, stellvertretende Direktorin des Ostwall-Museums, zugrunde. Über einen Zeitraum von mehr als zwölf Jahren hat sie umfangreiche Kenntnisse der Arbeit Pol Burys gewonnen, die die Ausstellung zu einer thematisch dichten Angelegenheit machen. Ein chronologisch…