Marlis Grüterich
Poetische Aufklärung in der europäischen Kunst der Gegenwart
bei Joseph Beuys, Marcel Broodthaers, Daniel Buren, Jannis Kounellis, Mario Merz, Gerhard Richter. – Geschichte von heute und morgen Ink-Halle für Internationale Kunst, Zürich, 26.11.78 bis 21.1.79.
Leider verhält sich die deutsche Presse abstinent, aber ich berichte auch gerne selber. Ich freue mich, daß die mir schon lange vorschwebende Ausstellung der europäischen Künstler, die meinen Kunsthorizont erweitert haben, in der InK.-Halle in Zürich so schön verwirklicht worden ist, wie ich es mir gewünscht habe. Man kann das ja nicht absichern. Das Angebot an Mentalität, das ich machen wollte, ist offensichtlich von den 300 Besuchern der Eröffnung angenommen worden. Sie hielten sich gut zwei Stunden bei der Kunst auf. Es drängte sie nicht in die Raucherecken. Die Matinée dehnte sich im Ristorante Baratella bis in den Nachmittag aus.
Danach habe ich ein Loch in meinem Leben verspürt. Wie es sich vielleicht wieder auffüllen wird, das deuten weiterführende Aspekte der Ausstellung an. Vor allem war nicht zu viel Kunst da. Man konnte auch noch atmen und sich den nie ganz ausstellbaren politischen und kulturellen Bezugsrahmen, den zeitbezogenen Vorstellungsraum der anwesenden Kunst ins Gedächtnis rufen. Die sechs Aufrechten, die diese Bedingung seit plus/minus 20 Jahren zum Hauptthema ihrer Kunst machen, beziehen aus diesem ihrem grundsätzlichen Ansatz einen erstaunlich langen Atem und die Fähigkeit, auf verschiedene geschichtliche Momente zu reagieren, indem sie utopische Horizonte in aktuell greifbarer Nähe entdecken.
Kontinuität und Veränderung in Antwort auf die Geschichte, diesen Beweggrund empfehlen sie über die Kunst hinaus. Sie empfehlen Weitblick…
