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Experimente mit der Wahrheit: Rechtssysteme im Wandel und die Prozesse der Wahrheit und Versöhnung Neu-Delhi, 7.-21. Mai 2000
NEU-DELHI: 1. thematischer Block:
Experimente mit der Wahrheit:
Die Bürde von Gandhis Moralphilosophie
Die Veranstaltung umfasste ein Symposium sowie eine Film- und Videoreihe
Mahmood Mamdani ging es um den Hintergrund politischer Gewalt im postkolonialen Afrika. In diesem Zusammenhang sprach er sich aus für die Notwendigkeit a) einer Unterscheidung politischer von kulturellen und marktbezogenen Identitäten und b) der Kombination einer Untersuchung des Wesens politischer Identitäten, wie sie durch die indirekte koloniale Regierung Afrikas entstanden sind und einer Kritik der nationalistischen Revolutionen, die diese Identitäten im Namen der Gerechtigkeit verfestigt haben.
Boris Buden konstatierte, dass die einzige Wahrheit, die durch eine Wahrheitsfindungskommission im ehemaligen Jugoslawien festgestellt werden könne, eine quasi-philosophische sei: nämlich die, welche aus dem Abschluss eines historischen Prozesses resultiere. Diese Wahrheit würde sowohl eine Reflexion und Aufarbeitung des Traumas ermöglichen, könne aber u. U. auch die politische Bedeutung des historischen Niedergangs Jugoslawiens unterdrücken.
Geneviève Morel entwickelte das Konzept der “Melancholisierung” der Zeugen. Sei nicht die erfolgreichste Zeugenaussage eine unaufhörliche Fortsetzung der Unmöglichkeit der Vermittlung der Wirklichkeit? So liefere die Unzulänglichkeit der Worte das Subjekt der wachsenden Macht der Bilder dessen aus, wogegen es sich widersetzen musste, um zu überleben. Durch die Beschreibung identifiziere es sich stärker mit diesen Bildern, anstatt sich von ihnen zu lösen. Ihre Schlussfolgerung:Durch die visuelle Kunst wird eine Gestaltung des Unerträglichen möglich.
Shahid Amin problematisierte am Beispiel der türkischen Eroberung des Nordens von Indien die Beziehung zwischen “Fakten der Geschichte”, kollektiver Erinnerung und…