Stefan Römer
Platons Höhle – Erleben Erkennen Erinnern
Karl Ernst Osthaus Museum, Hagen, 25.9. – 4.12.1994
Platons Höhlengleichnis dient, ohne je mehr als eine idealistische Metapher gewesen zu sein, selbsternannten Aufklärern als Impuls ihres Sendungsbewußtseins. Darauf spielt der Ausstellungstitel an.
Über die Medien werden hier vor allem die Funktionsweisen des Museums reflektiert: Sowohl in der Installation des Museum of Jurassic Technology (Los Angeles), als auch beim Salon Fleurus, wird, wenn auch auf unterschiedliche Weise, eine Bildersammlung erzeugt; das Videoüberwachungssystem von Inge Kamps ermöglicht dem Besucher der Museumsräume, sich selbst zu observieren, und Johann van Geluwes »Das Kabinett des Konservators« untersucht die durch computerisierte Bild- und Datenverwaltung veränderten Präsentations- und somit auch Manipulationsbedingungen.
Kenja Yanobe installiert die Zukunftsvision eines in einen Schutzanzug gezwängten Menschen, der über Schläuche mit einem Versorgungstank verbunden ist, während Allan Wechsler mit »Crate House« die Grundbedürfnisse des Wohnens in ein multifunktionales, aber in seinen Dimensionen minimales Blockhaus komprimiert.
Bereits an diesen wenigen Beispielen wird deutlich illustriert, wodurch sich diese Ausstellung von den mit Hypertechnik überladenen Großausstellungen positiv abhebt. Die in Hagen realisierte Ausstellungsintention, diverse Medien in ihrer Funktion als Wirklichkeitsmaschinen miteinander zu vergleichen, zeigt, wie sinnvoll es sein kann, dabei auch alte Medien wie Gemälde miteinzubeziehen.
Diese Vorgehensweise behauptet sich gegen die von Norbert Bolz vertretene Medienideologie, wo das Interesse nicht mehr Inhalten, sondern nur noch den Medien selbst gilt. Ein solcher Technikglaube führt zur Instrumentalisierung der Kunstpraxis, weil diese aufwendigen Installationen ohne Sponsoring nicht realisierbar wären: So wird die technische Innovation zur self-fulfilling-prophecy. Genau diese theoretisch substanziellen Fragen wurden anläßlich der begleitenden…
