FRANK FRANGENBERG
Planschrank Moskau – Orte einer Hauptstadt
Ifa-Galerie Berlin, 23.10.2003 – 4.1.2004
Die Stadt an der Moskva, Moskau, wurde 1918 wieder Hauptstadt. Die Zahl ihrer Einwohner wuchs von 1,5 Millionen im Jahre 1923 auf 3,5 Millionen bis Ende 1934, heute zählt die Megacity über 10 Millionen Moskauer. Das Eine sind die Menschen, das Andere die Architektur einer Stadt. Die Ausstellung “Planschrank Moskau – Orte einer Hauptstadt” wurde vom russischen Architekten Sergei Tchoban entwickelt und zeigt an fünf exemplarischen Orten, wie sehr auch die Stadt Moskau, nicht nur ihre Bewohner, an der Entwicklung zur Megacity gelitten hat.
“Planschrank Moskau” in der ifa-Galerie Berlin macht auf den ersten Blick den Eindruck einer Ilya-Kabakov-Inszenierung. Die Kommunalka Atmosphäre mit halbhoch gestrichener grüner Wand. Daran hängen Zeichnungen und Pläne, die die Veränderungen des Moskauer Stadtbildes dokumentieren. Davor stehen Zeichentische, bedeckt mit weiteren historischen, utopischen, auch aktuellen architektonischen Entwürfen zu fünf Plätzen in Moskau. Lenin-Büsten aus Bronze, Souvenirs, die verstreut herumstehen, dienen dazu das Kartenmaterial zu beschweren. Einige von ihnen sind in der Mitte aufgeschnitten und zeigen ein in Etagen aufgeteiltes Innenleben.
Stadtentwicklung visuell nachvollziehen: an Zeichentischen vorbeischlendernd greift man nach dem einen oder anderen Blatt, dem Schädel Lenins, einem Trinkbecher. Die Ausstellung gibt dem Besucher die Möglichkeit, mit den Unterlagen und Plänen zu hantieren, sich selbst seinen Weg durch das ausgelegte Material zu suchen. Pläne, Zeichnungen und Fotos von gebauten und nicht verwirklichten, mitunter vergessenen, manche zu Klassikern gewordenen Projekten: Sie führen dem Besucher vor, welche grandiosen Pläne auftauchten und oft wieder verschwanden.
Ständig hat der Blick des Besuchers…