Rainer Metzger
Pittura/Immedia
»Malerei in den 90er Jahren«
Neue Galerie und Künstlerhaus Graz, 11.3. – 18.4.1995
Zwei Orte, eine Ausstellung, mehr als 80 Künstler und zwei grundverschiedene Arten, das Thema anzugehen. Auch wenn es nirgends erwähnt wurde, machte ein Gang durch “Pittura/Immedia” und die von der Schau apostrophierte “Malerei in den 90er Jahren” entlang besonders dann Sinn, wenn man erst die Neue Galerie und dann das Künstlerhaus aufsuchte. In der Chronologie des Besuches ließ sich eine Chrono-Logik der versammelten Positionen ausfindig machen. Es entstand eine Art Ausstellungsdidaktik, und am Ende war tatsächlich umrissen, was in unserem Jahrzehnt Malerei soll.
Kurator Peter Weibel, der neben vielen anderen auch den Posten des Co-Direktors der Grazer Neuen Galerie bekleidet, mochte die Stringenz, mit der hier ein Manifest formuliert wurde, gar nicht so sehr beabsichtigt haben. Es gab von vornherein einen Widerspruch im Konzept, eine Paradoxie, die sich aber wie von selbst auflöste, weil die zwei Präsentationsorte jeweils für einen der beiden konträren Ansätze einstanden. Peter Weibel, der Trendsetter, wollte ganz augenscheinlich – und die diesjährige Whitney-Biennale bestätigt seine PR-Arbeit – eine Renaissance der Malerei ausrufen. Und Weibel, der Medienkünstler, wollte den Träger inszenieren, an dem die wie auch immer applizierte Buntheit haftet. “Pittura” als Gattungsbezeichnung und “Immedia” als Kommunikationsmittel: Schon der Titel der Ausstellung selbst gab sich doppelsinnig. Und weil Weibel sich so oder so der strategischen Aspekte seiner Arbeit bewußt ist, kam man um so eher auf die Künstlerliste, je weniger man vor zwei Jahren bei Kasper Königs Mammutprojekt “Der zerbrochene Spiegel” berücksichtigt worden war.
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