Jutta Schenk-Sorge
Pipilotti Rist
“Remake of the Weekend”
Hamburger Bahnhof, Berlin, 14.3. – 1.6.1998
Kunsthalle Wien, 26.6. – 30.8.1998
Le Magazin, Grenoble, 12.10.1998 – 5.1.1999
Kunsthalle Zürich, 17.1. – 15.3.1999
Die Wächter am Schlagbaum zwischen E-Kunst und U-Kunst reiben sich die Augen. Ungeniert und leichten Fußes passiert eine sechsunddreißigjährige Schweizer Video-Künstlerin laufend die Grenze in beiden Richtungen.
Gilt nicht “leicht gleich seicht?” räsonnieren die hohen Hüter des Vorurteils. Doch auch sie werden genauer hinsehen müssen, denn der Pipilotti Rist-Boom hat die Museen erreicht. In Berlin erlebt eine technisch wie finanziell aufwendige Wanderausstellung ihren Auftakt. Gezeigt werden acht Video-Arbeiten aus den neunziger Jahren, von denen “Remake of the Weekend” eigens zu diesem Anlaß entstand. Ganz zu recht liefert die neue Installation auch den Ausstellungstitel, denn erst durch sie entsteht Dichte und ein Kontext für die übrigen, weiträumig verstreuten Projektionen. “Remake of the Weekend” ist eindeutig der Trumpf der Schau und nimmt allein eine Halle von 600 qm ein. In ihrem mittleren Bereich wurde ein unbetretbarer, sogenannter Projektionsschrein aus locker von der Decke hängender Kinoleinwand abgetrennt.
Nur in Bewegung, an den Seitenwänden entlang wandernd, können die Besucher die zehn simultanen Bildfolgen auf dem weißen Quader erfassen. Da gleiten öffentliche Busse durch Straßenzüge und rangieren auf Parkplätzen. Am Familientisch flackern Flammen über flambierten Speisen. Ein nackter Mann schreitet die leere Autobahn entlang und zwei Frauengestalten am Strand wiegen sich selbstvergessen im Wind. Dazwischen rauschen rote Ströme, wohl Blutplasma, und ragen Windräder in den Abendhimmel. Das Grundprinzip dieses disparaten Bildermixes liegt in der Bewegung, die sich selbst genügt. Das…