Johannes Lothar Schröder
Piotr Nathan
»Ausschnitte – Cuttings 1981-1993«
Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen, 13.5. – 3.7.1994
Fragmente von Pflanzen und Insekten überziehen wandfüllend den langen Ausstellungsraum. Sie wurden nach Projektionen von Overhead-Folien mit Kohle auf die Wände des Ausstellungsraumes übertragen. Die Vorlagen für die Motive hatte Piotr Nathan in seiner Wohnung gefunden und fotografiert. Die Fotos wurden danach abgezeichnet, gescannt und elektronisch gerastert ausgedruckt. Die Ausstellung zeigt das letzte Stadium dieses Prozesses, in dem die projizierten Lichtpunkte der Abbilder von Assistenten mit Zeichenkohle auf die weißen Wände übertragen wurden. Der dabei von den Wänden rieselnde Kohlestaub wurde, auf eigens dafür angebrachten Borden aufgefangen, zum Bestandteil der Ausstellung. Die Relikte des Zeichenvorgangs machen die Ausstellung zu einer Installation und betonen den ephemeren Charakter der Wandzeichnungen.
Die Zeichnungen, die mit dem Abbau der Ausstellung verschwinden, figurieren als das Ende einer Reihe systematischer Übertragungen derselben Bilder. Wie die Motive, selbst abgestorbene Hüllen aus der Tier- und Pflanzenwelt, so wird schließlich auch die Technik der Übertragung zur Metapher des Überganges von einem Stadium der Existenz in ein anderes. Die Metamorphosen des Bildes sind faktisch und sinnbildlich zugleich. Die künstlerische Aneignung der Motive ereignet sich analog der biologischen Prozesse des Stoffwechsels und des Übergangs von Lebewesen in verschiedene Erscheinungsformen von Materie. Das Fotografieren macht z.B. die Fliege von der Beute der Spinne zum Objekt des Künstlers, der durch Abzeichnen seine zweidimensionale Form herausarbeitet. Wie die Fliege in den Klauen der Spinne verendet, endet die Zeichnung nach dem Scannen im digitalen Netz. Sie wird als ein Raster aus…