Ralf Hanselle
Pigozzi and the Paparazzi
Das heimliche Auge
Helmut Newton Foundation. 20.6. – 16.11.2008
Die Herren haben gut Lachen. Als der einstig französische Außenminister Arisitde Briant im Jahr 1931 einen ungebetenen Fotografen hinter einem Vorhang seines Pariser Ministeriums am Quai d’Orsay erblickt, da macht sich unter seinen Gästen Heiterkeit breit. Wie Kinder, die einen guten Freund beim Versteckspiel entdeckt haben, schauen die versammelten Herren in die Kamera des ungebetenen Gastes hinein.
Mehr als siebzig Jahre später, da ist ein solches Foto nur noch Erinnerung. Besonders in Frankreich dürfte man dieser Tage voll Wehmut auf eine Ära zurückschauen, in der Promifotografen vielleicht schon frech, aber irgendwie auch liebenswerte Gestalten waren. Denn wie anders war das, als Präsident Sarkozy im letzten Jahr seine Zuneigung zu dem Ex-Model Carla Bruni gestand. Seither sah sich der erste Mann im Staat von einer Horde sensationsgieriger Fotoreporter umringt. Wie ein Schwarm lästiger Wespen im Hochsommer verfolgten sie das junge Liebesglück.
Der Mann im Außenministerium des Jahres 1931 indes, er war noch ganz ein Gentleman. Liebevoll nannte ihn Briand den „Doktor Mephisopheles“. In die Geschichte der Fotografie ist er unter seinem bürgerlichen Namen eingegangen: Dr. Erich Salomon. 1886 in eine Berliner Bankiersfamilie hineingeboren, wurde Salomon bald nicht nur zum vermutlich bekannteste Fotojournalisten der Zwischenkriegszeit; er lieferte auch das „role model“ für jenen Typus ab, den man seit den 60er Jahren weltweit Paparazzo nennt.
Diesem hat die Berliner Helmut Newton Stiftung unter dem Titel „Pigozzi and the Paparazzi“ eine eigene Ausstellung gewidmet. Mit gut 350 Fotografien – die meisten in Schwarz-Weiß -…