Pieter Schoolwerth
Delirierende Schatten
Ein Gespräch mit Michael Stoeber
Er liebt Wortspiele. Wer die Werke des 1970 in St Louis, Missouri, geborenen, heute in New York lebenden Künstlers Pieter Schoolwerth kennt, weiß das. Auch der Titel seiner ersten institutionellen Einzelausstellung in Europa, vom Kunstverein Hannover eingerichtet und sehr sehenswert, operiert mit einer ebenso sinnwidrigen wie sinnreichen Wendung: „No Body Get a Head.“ Aber, wenn keiner mehr einen Kopf hat, hat er erst recht keinen Körper mehr. Die Aussage referiert auf die ausgelöschten Köpfe im Werk des Künstlers, im übertragenen Sinn aber auch auf die Entsinnlichung der Existenz des zeitgenössischen Menschen durch die Digitalisierung. Sie ist eines von Schoolwerths großen Themen in seinen multimedialen Bildern, die seit 2015 unter dem Serientitel „Model as Painting“ entstehen. Mit ihm hat er demonstrativ den Titel des Buchs „Painting as Model“ von Yve-Alain Bois verkehrt, ein Klassiker aus dem Jahr 1990, der Essays zur modernen, vor allem abstrakten Malerei versammelt.
Damit die Malerei, wie Bois insinuiert, heute zum Vorbild werden kann, muss sie sich indes laut Schoolwerth gegen die „Kräfte der Abstraktion“ wehren, die unseren Alltag in Form des Internets und aller möglichen Algorithmen beherrschen und drohen, unsere Körper zum Verschwinden zu bringen. Dagegen ist der Künstler schon in der Subkultur von Downtown Manhattan vorgegangen durch die Etablierung eines berühmt gewordenen Labels, den „Wierd Records“, und der jahrelangen Ausrichtung legendärer Parties einmal in der Woche. Alles, damit sich nicht erfüllt, was der Titel der hannoverschen Ausstellung androht, wenn wir ihn phonetisch sprechen und als „Nobody gets…