Pieter Hugo: Between the Devil and the Deep Blue Sea
Kunstmuseum Wolfsburg 19.02. – 23.07.2017
von Matthias Reichelt
Die Fotografien des weißen, aus Südafrika stammenden und dort lebenden Pieter Hugo fangen nicht beiläufig Szenen ein, die für die Betrachter und die Nachwelt als Information festgehalten werden sollen, wie dies als ein wesentliches Motiv der Sozial- und Straßenfotografie der Fall ist. Hugos beeindruckende Aufnahmen sind inszeniert, da er mit den Portraitierten eine Vereinbarung trifft und sie für ihn in ihrer Aktivität einen Moment innehalten und direkt in die Kamera blicken. In diesem Zusammenhang äußerte Pieter Hugo während des Presserundgangs einen Satz, der verdeutlicht, wie stark er über seine Fotografie reflektiert. Er begreife das Fotografieren nicht so sehr als Akt des Beobachtens, sondern als Akt des Zurückschauens. Er meint die Blicke der Portraitierten, die sich auf ihn als Fotografen und die Ausstellungsbesucher richten und in ihr Inneres dringen, wie eine Gegenbewegung oder eine Umkehrung des Voyeurismus. Auf einem Foto, dessen Szene er vermutlich bis in die Bekleidung hinein bestimmte, lässt er einen schwarzen Jungen in einem viel zu großen Männerjackett einen kleineren Jungen auf seinen Armen tragen. Beide stehen inmitten einer Wiese und sind von hellen Blüten umgeben. Mit diesem Schlüsselmotiv setzt die Ausstellung ein und erinnert damit an den Protest in Soweto 1976 gegen die Einführung des als Kolonialsprache verhassten Afrikaans. Der weinende Mbuyisa Makhubo trägt auf dem Foto von Sam Nzima den von der Polizei erschossenen zwölfjährigen Hector Pieterson. Dieses Bild wurde zu einer Ikone und zu einem Fanal im…