Dirk Schwarze
Pierre Soulages
“40 Jahre Malerei”
Fridericianum, 22.1.-16.4.1989
Seit 1948/49 von Stuttgart aus die Ausstellung “Französische abstrakte Malerei” durch Deutschland wanderte, gilt auch hierzulande Pierre Soulages als einer der führenden Vertreter der ungegenständlichen Kunst. Erst zwei Jahre zuvor hatte sich Soulages am Rande von Paris niedergelassen, um sich ganz der Malerei zu widmen. Schon ein Jahr später war seine Arbeit von Erfolg gekrönt; wie ein Komet stieg er am Himmel der zeitgenössischen Kunst auf: Einzelausstellungen folgten, Beteiligungen an den ersten drei documentas, 1960/61 dann die erste Retrospektive in Hannover und Essen.
Obwohl Soulages in der folgenden Zeit intensiv weiterarbeitete und obwohl sein Werk immer mit einbezogen wurde, wenn es darum ging, die Stationen der Moderne zu dokumentieren, geriet er in Westeuropa als zeitgenössischer Künstler aus dem Blickfeld. Umso mehr wurde er in Skandinavien und vor allem in den USA gefeiert, wo er als Seelenverwandter der großformatigen amerikanischen abstrakten Malerei verstanden wurde. Erst in jüngster Zeit entdeckten die französischen Museen die Aktualität der Malerei von Soulages neu. Die 59 Werke umfassende Ausstellung im Kasseler Fridericianum wird zu einer spannenden Wiederbegegnung mit dem Schaffen eines Künstlers, der in diesem Jahr 70 Jahre alt wird.
“Soulages – 40 Jahre Malerei” ist die Werkschau betitelt. 40 Jahre Malerei bedeuten im Falles Soulages 40 Jahre Radikalisierung. Der Begriff “abstrakt” wirkt, auf seine Kunst bezogen, viel zu schwach, denn Soulages hatte nie etwas anderes im Sinn als die reine Malerei. Die schwarzen Balken sind weder Zeichen noch Kürzel, die Kompositionen bergen keine Botschaften, der Künstler will nichts erzählen….