Jürgen Raap
Pierre Prèneron
Galerie Conrads, 14.4.-23.5.1989
In der Neusser Galerie Conrads hat der in Toulouse lebende Maler Pierre Prèneron seine erste große Einzelausstellung in deutschen Landen – Werke aus den letzten beiden Jahren, bei denen eine ganz bestimmte malerische Entwicklung ablesbar ist: Die geballte Überfülle der Figuren wird nach und nach auf kleine Staffage-Beigaben reduziert, die kompositorisch von der zentralen Hauptfigur an die seitlichen oder an den unteren Bildrand gedrückt werden. In den jüngsten Arbeiten verzichtet Prèneron völlig auf solche Beifügungen; ein einzelner Kopf bildet das Motiv, übergroß auf der Bildfläche ausgebreitet. Die Darstellung des übrigen Körpers beschränkt sich höchstens auf den Oberleib und die Arme, die sich zumeist mit abgespreizten Fingern über dem Bauch verschränken. Maltechnisch entspricht diese Entwicklung hin zu einer kompositorischen Vereinfachung einer sukzessiv vorgetragenen Absage an die zeichnerische Festigkeit der Formbehandlung: Betonen die Arbeiten aus dem Jahr 1987 noch deutlich grafische Elemente bis hin zu cartoonistisch-karikierenden Verzerrungen und Übertreibungen à la George Grosz oder Otto Dix, so sind in den späteren Arbeiten die Umrißlinien völlig in Farbe aufgelöst.
Inhaltlich kreisen Prènerons Themen um Motive aus der Welt des Sports und um biblisch-religiöse Metaphern: Da hat sich ein Radrennfahrer verbissen über sein Vehikel gekrümmt und keucht mit letzter Kraft der Zielgeraden entgegen, angefeuert von einer Menschenmenge mit fratzenhaft erhitzten Gesichtern. Die futuristisch zersplitterte Auflösung der Bewegung mag als ironisches Zitat aus dem Fundus der Kunstgeschichte gewertet werden. Ein Boxer mit lädiertem Gesicht, einer geschwollenen Unterlippe und mit blutig-rotem Nasenflügel. Mit angstvoll verzerrtem grünen Gesicht wendet sich der babylonische König…