PIERRE HUYGHE ODER DER KÜNSTLER ALS ABENTEURER
EIN GESPRÄCH MIT FABIAN STECH
Denken ist Reisen
Deleuze
Pierre Huyghe gehört zu der zweiten französischen Generation von Künstlern, die das Objekt als künstlerisches Produkt und sakrosanktes Zentrum des künstlerischen Produktionsprozesses ablehnen. Statt dessen richtet sich sein Werk auf die Beziehungen, in die das Kunstwerk eingebunden ist. Er analysiert das reziproke Verhältnis des Betrachters zum Produzenten mit Blick auf die Parameter Zeit und Raum. Ausgehend von Eingriffen in den öffentlichen Raum versucht er den Ausstellungsraum von seinen Verkrustungen zu befreien. Arbeiten wie “Bill boards” seine großformatigen Werbetafeln aus der Mitte der neunziger Jahre und “Mobil TV”, der nomadisierende Fernsehsender aus dem Jahre 1997, gehen in diese Richtung. Gleichzeitig probiert er mit Liam Gillick, Philippe Parreno, Dominique Gonzalez-Foerster und anderen Künstlern eine Zusammenarbeit aus, die sich nicht auf das bloße Namenslogo einer Künstlergruppe beschränkt. Ein Beispiel für diese Arbeit ist “No Ghost Just a Shell”. Da wo der japanische Manga “Ghost in The Shell” von 1995, von Seele, Geist und Gedächtnis der Cyborgs handelt, stellen Parreno und Huyghe lakonisch im Titel fest, dass alles gäbe es bei “Ann Lee” nicht. Die Künstler sind fast wie im Manga “Puppetmaster” ihrer Figur und geben ihr verschiedene Formen, obwohl sie ihre eigenen Rechte hat. Die Mythen des Kinos sind ein weiterer Aspekt von Huyghes Arbeit. So deckt er in “Blanche neige”, einem Video über die französische Stimme von Schneewittchen und um den juristischen Kampf, für die Rechte an dieser Stimme, die Differenz zwischen Realität und Traumfassade der Unterhaltungsindustrie auf. “The…