Venedig
Pierre Huyghe
Liminal
Punta della Dogana 17.03.– 24.11.2024
von Heinz-Norbert Jocks
Die Allianz, die der 1962 in Paris geborene Künstler Pierre Huyghe mit der Welt eingeht, zeugt von Fremdartigkeit und Seltsamkeit. Zum einen, weil sein Blick sich vom Anthropozentrismus befreit, dadurch dezentriert hat, und zum anderen, weil er den herrschenden, uns beherrschenden überwindet. Von Anfang an ging sein Werk weit über das hinaus, was man als Kunst bezeichnet hat. Statt Werke zu schaffen, die den Kunstschaffenden referieren, entwirft er unheimlich anmutende Szenarien, die sich von ihm als Initiator lösen und verselbständigen. Sie versetzen uns in einen Endzeitzustand mit der Folge, dass wir uns selbst zu Fremden werden. So fremd, dass wir uns plötzlich selbst von außen und aus der Ferne betrachten. Ausgehend von der Lehre, wonach „die Erde der einzig wahre außerirdische Planet ist“, so James Graham Ballard, dessen post-apokalyptische Romane in einem Atemzug mit der New Wave of Science Fiction genannt werden, ergründet Huyghe seit jeher die Beziehung zwischen Menschlichem und Nicht-Menschlichem in Form von „spekulativen Fiktionen“. Diese dienen ihm als Tor zum „Möglichen oder Unmöglichen, zu dem, was sein könnte oder nicht sein könnte“.
Seine von Anne Stenne kuratierte Ausstellung Liminal in der Punta della Dogana, dem alten Zollhaus und neben dem Palazzo Grassi das zweite Ausstellungshaus des Franzosen François Pinault in Venedig, ist zweifellos eines der herausragendsten Ereignisse rund um die Biennale. So unvergesslich wie faszinierend, prägt sie sich tief in unser Gedächtnis ein. Und das, nicht nur weil die Werke – neben historischen, schon seit langem in Besitz des…