Michael Hauffen
Pierre Huyghe
»Some Negotiations / Einige Verhandlungen«
Kunstverein München, 16.10. – 21.11.1999
Angesichts der exponentialen Begeisterungskurve, auf der die globale Gesellschaft dem virtuellen Leben entgegenjagt, scheint die Filmkunst endgültig in die Position einer antiken Disziplin einzurücken, und vor allem nostalgische Blicke auf sich zu ziehen. Der Charme, den heute im Zuge dieser Entwicklungen zurückgefallene Produktionsweisen, wie der bundesrepublikanische Autorenfilm oder die Tradition der Nouvelle Vague auf bildende KünstlerInnen ausüben, dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass hier die technischen und organisatorischen Produktionsbedingungen noch leicht genug durchschaubar sind, um die Vorstellung individueller Regie zuzulassen. Vor allem die neu aufgekommene Vorliebe für Schmalfilmprojektionen bestätigt das. Als weitere Faktoren dürften Qualitäten wie die Kompatibilität von Film- und Clubkultur, die wiederentdeckte Anziehungskraft kollektiver Herstellungsprozesse oder die Flucht vor ermüdenden Neuauflagen traditioneller Bildkunst hinzukommen.
Auf Pierre Huyghe scheint das zunächst alles zusammen zuzutreffen, bei genauerem Hinsehen stellt man aber fest, dass sich hinter seiner Bezugnahme auf einen jungen Trend ein Ansatz verbirgt, der eher an die Concept Art anknüpft.
Eines seiner ersten im deutschsprachigen Raum bekannt gewordenen Projekte war das “Remake” (so auch der Titel der Arbeit) des Hitchcock-Films “Rear Window”, in dem er zu Hause und mit einfachsten Mitteln den gesamten Film Szene für Szene nachgespielt, und damit den Wunsch jedes Zuschauers, selbst im Film zu sein, stellvertretend erfüllt hat. Hinter diesem Wunsch verbirgt sich aber eine kommunikative Struktur, ohne die Filmerzählungen ihre kulturelle Macht gar nicht entfalten könnten. Einen Schritt weiter in Richtung Sondierung dieses hinter der Macht des Narrativen verborgenen Netzwerks von geschlossenen Systemen und…