Susanne Boecker
Pierre Faure / Nicolas Moulin
Büro für Fotos, Köln, 28.10. – 16.12.2000
Galerie Ulrich Fiedler, Köln, 3.11. – 22.12.2000
Das Siedlungsverhalten des modernen Stadtmenschen hat nicht nur öffentlichen Raum produziert – Straßen, Plätze, gemacht für jegliche Art visueller und verbaler Kommunikation zwischen mehr oder weniger anonymen Individuen. Es hat auch “Un-Räume” hervorgebracht, Stätten, an denen die bekannten inszenatorischen Mittel stadträumlicher Gestaltung offenbar außer Kraft gesetzt sind, auslaufen zu ebenso formlosen wie überbordenden Strukturen, die sich scheinbar verselbständigt haben. Und in denen sich die Menschen gleichwohl bewegen müssen, ausgesetzt einer urbanen Haltlosigkeit, deren unbestimmte Grenzen bedrohlich sind. Der französische Fotograf Pierre Faure (geb. 1965) hat sich auf solche Randbereiche, Industriebrachen und Verkehrsknotenpunkte konzentriert. In sehr präzisen Aufnahmen beobachtet er, wie Menschen hier agieren. Zu sehen waren seine Arbeiten jüngst im Rahmen einer Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe in Köln, die unter dem ungewöhnlichen Titel “oderda” Einblicke in die junge Kunstszene Frankreichs gab. Vorgestellt wurden insgesamt fünf Künstler, darunter auch die beiden Fotografen Pierre Faure und Nicolas Moulin.
Was Faure auf seinen Fotografien im wahrsten Sinne des Wortes festhält sind Momente, in denen menschliche Aktion und urbaner Un-Raum eine Allianz eingehen, einen vorübergehenden Kompromiss schließen, dessen Eventualität und Notgedrungenheit auf allen Bildern durchaus spürbar bleiben: Ein Mann und eine Frau begrüßen sich vor stereotypen, monumentalen Bürofassaden, eine Reisende sitzt inmitten eines Müllhaufens lesend in einer Bahnhofshalle, Taxifahrer vertreiben sich auf einem grenzenlos erscheinenden Taxistand die Zeit mit einem Brettspiel, eine Frau durchschreitet eine Schneise von sich kreuzenden und überlagernden Autostraßen. Das alles atmet Trostlosigkeit, Tristesse,…