Pictures of Architecture, Architecture of Pictures
Die Idee des Bildes zu reflektieren hat eine philosophische Tradition, die bis zu Plato zurückreicht, während Architektur immer nur in ihrem konkreten materiellen und funktionalen Kontext diskutiert wurde. Das behauptet jedenfalls Jacques Herzog im Gespräch mit Jeff Wall, der seinerseits von der Position Platos gar nicht so weit entfernt scheint, wenn er beklagt, wie Bilder zumeist “nur als Bilder” genommen werden, also als etwas, das man als Unterhaltung und Dekorum konsumieren kann, ohne sich dabei weiter in ihre komplexe Struktur verstricken zu wollen. Aber Wall würde vielleicht bezweifeln, ob Bilder auf unveränderliche Ideen zu verweisen hätten. Im Gegensatz zu Herzog insistiert er auf dem Prozess der Aneignung von Werken durch ihre Betrachter oder – im Fall der Architektur – durch ihre Bewohner und Nutzer, wenn er es ausschließt, dass der jeweilige “Schöpfer” den Gebrauch, den jene davon machen, im Voraus kalkulieren könne. Ihn interessieren demnach vor allem die Verschiebungen und Zufälle, die bei der Kommunikation ästhetischer Produkte im Spiel sind, und die es erlauben, einmal gesetzten Realitäten plötzlich eine neue Wendung zu geben. Herzog sieht die Schwierigkeit, auf eine derart unkontrollierbare Realität Bezug zu nehmen, in der starken Abhängigkeit des Architekten von Faktoren wie Finanzierung, Umgebung oder Bürokratie. Immerhin hatte aber die Karriere seines Büros (H&deM) damit begonnen, dass man – beeindruckt durch den Kunstbegriff von Josef Beuys – angefangen hatte, auch temporale Strukturen in den Blick zu nehmen. Unter anderem setzte man dafür Videostudien ein, damals noch ein junges Medium.
Heute ist die primäre technologische…