Renate Puvogel
Phyllida Barlow
»Brink«
Ludwig Forum, Aachen, 13.5. – 26.8.2012
Diese Wahl trifft ins Schwarze! Mit der Engländerin Phyllida Barlow erhält eine Künstlerin den renommierten Kunstpreis Aachen, die mit ihren Skulpturen seit Jahrzehnten eigene Maßstäbe setzt und dennoch bislang nicht genügend im Bewusstsein der kulturellen Öffentlichkeit stand. Allerdings weiß man, dass Barlow in 30jähriger Lehrtätigkeit an der Slade School of Art in London so renommierte Künstler wie Douglas Gordon und Rachel Whiteread maßgeblich gefördert hat. Außerdem hat Kasper König ihr gerade in seiner Abschiedsschau „Vor dem Gesetz“ im Museum Ludwig einen prominenten Platz eingeräumt. Barlow ist die 15. Preisträgerin der von den Freunden des Ludwig Forums, der Stadt Aachen und der Aachener Wirtschaft finanzierten Auszeichnung.
Für das Ludwig Forum hat die 68jährige Künstlerin sieben raumgreifende, ortsbezogene Skulpturen geschaffen; die großen Werke besetzen den jeweiligen Ort nicht nur sondern, entworfen aus dem instinktiven Erfassen der Situation heraus, entfachen sie mit ihm einen Dialog. Die namenlosen Werke tragen immerhin aufschlussreiche Untertitel. In der weiten Halle verstreut harren vier riesige schwarze „Kabeltrommeln“ darauf, rollen zu dürfen; ursprünglich zu ihnen gehörige „Planenfelsenstöcke“ haben sich verselbständigt und wälzen sich als dichtes, ungeordnetes Gemisch aus umwickelten Stöcken und farbigen Tüchern die Stufen zur Mulde hinab. In ähnlicher Schieflage muss sich auch die „Einzäunung“ benannte hermetische Behausung aus mit Sackleinen und Vinyl behandelten Sperrholzbrettern zurechtfinden. Auf ebenem Grund der Mulde hingegen behauptet sich, eine Last voluminöser, festgebundener Objekte balancierend, eindrucksvoll das kurzbeinige „Piano“. Der „Schiefe Zaun“ bahnt sich selbst als sperrige, schräg aufsteigende Barrikade aus türkisfarbenen Latten seinen Weg…