Heinz Schütz
Philosophicum Lech: Im Rausch der Sinne
Kunst zwischen Animation und Askese
Lech/Arlberg 17. – 20. September 1998
Das dieses Jahr zum zweiten mal durchgeführte Philosophicum Lech findet in einer außergewöhnlichen Umgebung statt. Im Veranstaltungskalender der Gemeinde Lech steht es neben Ereignissen, wie dem wöchentlichen Bauernmarkt oder dem Bäumepflanzen im Gästewald, neben Kindernachmittag und Mercedes Benz Veteranen-Treffen. Dem Ort selbst verleiht ein Werbeprospekt der Gemeinde quasi-mythologische Züge: “Den Arlberg schlicht als SKIGEBIET zu bezeichnen wäre eine plumpe Beleidigung. Die Region (obwohl er so heißt, gibt es den Arlberg nicht) an der Grenze der Bundesländer Tirol und Vorarlberg ist nichts weniger als ein Mythos: nicht nur wegen der über hundertjährigen Skisporttradition, der 450 Abfahrtskilometer und 85 Lifte – auch aufgrund berühmter Namen”. Neben den “blaublütigen Stammgästen” und “alpinen Stars”, mit denen der Prospekt wirbt, haben mit dem Philosophicum GeistesarbeiterInnen in Lech Einzug gehalten. Die Zeit ist günstig, die Sommersaison neigt sich dem Ende zu, die Skifahrer sind noch nicht auf der Piste. Ein werbestrategisch geschickter Coup. Wer heute im Fremdenverkehrsgewerbe auf sich hält, wertet, wie etwa auch jüngst St. Moritz mit einem internationalen Architektursymposium, sein Image kulturell auf: Gehobene Ansprüche in gehobener Preislage in alpiner Höhe. In philosophiefeindlicher Zeit könnte man bereits darin ein Verdienst sehen, daß einer philosophischen Tagung, eine derartige Kraft der Erhebung zugetraut wird.
Der Titel des bestens organisierten Symposiums lautet “Im Rausch der Sinne”. Er böte sich durchaus auch als Slogan für den Wintersport an und in der Tat, wer über die Pisten brettert mag dem “Rausch der Sinne” näher…