Philippe van Cauteren
Kunst im Kontext von Krisen
Trotz der massiven politischen Konflikte im Irak wird das Land heuer wieder an der Biennale Venedig teilnehmen und konnte sogar Ai Weiwei zu einer Mitarbeit gewinnen. Organisator ist die 2012 gegründete Ruya Foundation for Contemporary Culture in Iraq, die seit drei Jahren ein Archiv irakischer Künstler aufbaut und die Auswahl des Kurators, aber auch dessen schwierige Reise in den Irak organisierte. Während der Art Dubai stellte Kurator Philippe Van Cauteren zusammen mit Tamara Chalabi und Reem Shather-Kubba, zwei der drei Gründer der Ruya Foundation, ihre Pläne für den Pavillon vor. Im Gespräch berichtet van Cauteren von seinen Erfahrungen und erklärt Ai Weiweis Rolle darin.
Sabine B. Vogel: Sie sind Künstlerischer Direktor des S.M.A.K. in Gent – wie kommt es dazu, dass Sie den Irakischen Länderpavillon kuratieren?
Philippe Van Cauteren: Die Ruya Foundation for Contemporary Culture in Iraq bat zehn Kuratoren um einen Vorschlag für den Irakischen Pavillon. Danach hatten wir verschiedene skype-Gespräche über meinen Entwurf, natürlich auch über den Kontext. An einem bestimmten Punkt entschied sich die Foundation für mich. Das war im April letzten Jahres, damals war IS noch nicht aktiv. Anfang Juni startete IS dann den Angriff auf Mossul, die zweitgrößte Stadt im Irak. Wir mussten unsere Reise verschieben, aber im November besuchte ich das Land das erste Mal. Da hatte ich mich schon mit dem kulturellen Kontext und so weit wie möglich im Archiv mit der Kunst des Irak beschäftigt. Anfangs wollte ich eher historische Positionen wie Jawad Salem zeigen. Aber dann…