München
Philippe Parreno
Voices
Haus der Kunst 13.12.2024 – 25.05.2025
von Pamela C. Scorzin
Philippe Parreno hat das Ausstellungserlebnis revolutioniert, behaupten die Kurator*innen im Haus der Kunst München, und sie haben dabei Recht. Sie ließen den 1964 in Algerien geborenen französischen Künstler die Räume der historisch belasteten Architektur in eine sensitive und reaktive Szenografie verwandeln. Das Ausstellen selbst wird hier zu einem lebendig wirkenden System: ein komplexes Netzwerk aus verschiedenen technischen Komponenten und menschlichen, nicht-menschlichen wie auch mehr-als-menschlichen Akteur*innen wie etwa einer KI. Parrenos Ausstellungen sind immer konzeptuell und intellektuell anspruchsvoll und dennoch die Sinne so bezaubernd und dabei die Fantasie entzündend, dass installative Einzelarbeiten des Künstlers auch schon einmal als Setdesign für eine Fashion Show oder ein Mode-Shooting dienen, wie die jüngste Zusammenarbeit mit dem Kreativdirektor von Louis Vuitton, Nicolas Ghesquière, in der Saison 2023 / 2024 in Paris medienwirksam gezeigt hat. Philippe Parreno betont stets, dass ihn künstlerisch Projekte mehr als Objekte interessieren; für ihn sind Prozesse Vollendungen vorzuziehen. Mit dieser Haltung, sinnliche Ereignisse zu kreieren, die zu nachhaltigen Erlebnissen und zum Staunen verführen, begann er in den 1990er-Jahren, Erzähl- und Darstellungsformen in unterschiedlichen Medien wie Film und Video, Skulptur, Installation, Performance, Zeichnung und Text zu untersuchen. Er interessiert sich dabei insbesondere für die Ausstellung als Medium und Dispositiv. Was kann oder muss eine Ausstellung heute noch alles leisten? Parreno hinterfragt und erfindet dabei ihr Format ständig neu mit allen verfügbaren szenografischen Mitteln.
Aber nicht als Designer, sondern gerade als Künstler erkennt er in ihr eine besondere Choreografie und effektvolle Dramaturgie des…