Philipp Ruch. Zentrum für Politische Schönheit
„Die Hoffnung auf den Moralischen Fortschritt der Menschheit liegt in der Kunst.“
Ein Gespräch mit Kirsten Claudia Voigt
Aus der Geschichte zu lernen heißt, Erkenntnisse zur Grundlage eines verantwortungsvollen Handelns und aktiven Engagements zu machen. Indifferenz und Tatenlosigkeit im Blick auf die Flüchtlingsproblematik bedeuten für Philipp Ruch, den Gründer des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS), Feigheit und Schuld. Ruch diagnostiziert in unserer Gesellschaft die Aristotelische „mikropsychia“, eine fatal-ignorante Selbstbezogenheit, spricht von „aggressivem Humanismus“, wenn er die Position des ZPS beschreibt und plädiert für eine Kunst, die schmerzt, provoziert und Widerstand leistet. Mit demonstrativen Aktionen wie der Sammlung von Schuhen für ein Mahnmal (Die Säulen der Schande) zum Gedenken an die Massaker von Srebrenica und das Versagen der Vereinten Nationen, mit einer Aktion für die Rettung von Kindern aus Syrien (Kindertransporthilfe des Bundes), mit einem Projekt zur Installierung von Rettungsplattformen für afrikanische Flüchtlinge im Mittelmeer (Seerosen für Afrika) versucht das ZPS Tatsachen zu schaffen oder zumindest aufrüttelnde Informationen und Impulse publik zu machen: „Das Zentrum für Politische Schönheit ist ein Medium der neuen Art“, schrieb Spiegel-Online: „Sie schaffen sich die Nachrichten, die sie gern hätten, gleich selbst!“ Das ZPS nennt seine Aktivitäten eine „parallele deutsche Außenpolitik“.
Kirsten Claudia Voigt: Herr Ruch, Sie haben politische Philosophie studiert und über „Ehre und Rache. Eine Gefühlsgeschichte des antiken Rechts“ promoviert. Sie waren Fellow der Kolleg-Forschergruppe „Bildakt und Verkörperung“ der Humboldt-Universität Berlin, und zu Ihren Lehrern gehören Herfried Münkler, Hartmut Böhme, Volker Gerhardt, John Michael Krois und Horst Bredekamp. Kann man Ihre…