vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Kassel · von Michael Hübl · S. 341 - 342
Ausstellungen: Kassel , 1992

Michael Hübl
Phil Sims

Die Zeit im Takt der Farbe
»Two Black Paintings«

Galerie Kunstraum Kassel, 1.3. – 22.4.1992

Zeit im Sinne von Bewegung, Veränderung, Wandel spielt – so könnte man meinen – in monochromen Bildern keine Rolle. Hat doch deren einheitliche Farbigkeit etwas entschieden Statisches. Ein Eindruck, der noch verstärkt wird, wenn die Malerei über die eigentliche Bildfläche hinausgreift, die Außenkanten des Keilrahmens ebenfalls bemalt sind und somit das Bild zum “Farbkörper”, einem mehr oder minder flachen, farbigen Wandobjekt wird. In einem Jahrhundert, zu dessen wesentlichen Kunstäußerungen unterschiedliche Ausformungen expressiver Malerei gehören, müssen die monochromen Rechtecke nachgerade “zeitlos” wirken. Bei den Bildern der Fauves, des Informel oder später der Neoexpressiven signalisert der Pinselduktus, respektive die Art des Farbauftrags Dynamik. Die Bildfläche trägt mitunter sogar noch Spuren der künstlerischen Arbeit, zumindest gibt sie zu erkennen, daß es sich bei ihr um das Ergebnis eines – insbesondere im Vergleich zur Fotografie – zeitintensiven Prozesses handelt.

Diesen Prozeß kann man sich unter bestimmten Prämissen so vorstellen, daß er gleichsam ad infinitum, jedenfalls so lange fortgeführt werden kann, wie es die materiellen Bedingungen zulassen; das einzelne Bild entspräche dann gewissermaßen einem “Still”, das einem Film entnommen wurde. Ein Beispiel für diese Auffassung läßt sich im Werk von Gerhard Richter finden: Wenn er ein grünlich-matschbraunes Gemenge, das er als schmierig-schlierige Melange auf die Leinwand aufträgt, “Rot-Gelb-Blau” betitelt1, bedeutet das lediglich die Fortsetzung seiner Farbtafel-Bilder, bei denen er mal zwölf, mal 256 oder gar 4096 Farbfelder exakt gegeneinander absetzt. Hier analytische Differenzierung, dort amorpher Mischmasch; die eine Werkgruppe statisch,…



Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei