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Magazin: Bücher · von Gabriele Bessler · S. 412 - 412
Magazin: Bücher , 2003

Phasmes

Ein Kunsthistoriker, der Bildern oder mehr noch den gängigen Methoden ihrer Entschlüsselung misstraut, erregt Neugierde. Georges Didi-Huberman, Lehrer an der Pariser Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales ist bereits in zahlreichen Büchern und Vorträgen in ganz eigener Weise den Wahrheitssuchern und Ikonografen nachgegangen. Nicht von ungefähr hat er sich immer wieder auf die skeptischen Bildfanatiker Charcot und Freud (dieser zweifellos eher hinsichtlich metaphorischer Umschreibungen) berufen, die ausgerechnet den bewusstseinsfernen (oder nahen?) Zustand der Hysterie und des Schlafes als Folien für besonders scharfe Wahrnehmung aufgerollt haben. (z.B. Didi-Huberman, Erfindung der Hysterie, 1997). “Phasmes” nun ist eine Aufsatzsammlung, die Hubermans disparate, sich über mehr als ein Jahrzehnt erstreckenden essayistischen Recherchen zur Wahrnehmung bzw. seiner Versuche über eine Art Morphologie des Blicks seit dem Mittelalter in einem Paperback-Band zusammenfasst. So “blitzhaft” Ähnlichkeiten im Zusammentreten unterschiedlichster ,Erscheinungen’ aufleuchten – und genau die sind es, die den Autor als Gegenüber des Blicks immer wieder fasziniert – so hätte doch die eine oder andere kontexterhellende ,Anmoderation’ den aneinander gereihten Prosastücken nicht geschadet. Statt dessen bleiben manche Ausführungen eher unverbunden, flüchtig gar wie optische Visionen.

Hubermans Ansatz ist a-historisch, ihn interessieren keine zeitgebundenen Sichtweisen, sondern die von den Bildern und Dingen ausgehende, “phantasmatische” Wirkung. Und das bedeutet: das Eigentliche eines (Ab)-bildes ist manchmal das Unsichtbare. D.h. nicht unbedingt, dass etwas unsichtbar und mittels interpretativen Metaebenen herausgearbeitet werden muss, sondern es geht um Existenzen, die aus unterschiedlichen Gründen unsichtbar camoufliert sein können. Mitunter sind sie indessen als Erscheinungen wahrnehmbar – wie Vexierbilder, deren Doppeldeutigkeit nur im Moment des…

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von Gabriele Bessler

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