vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Graz · von Rainer Metzger · S. 351 - 353
Ausstellungen: Graz , 2003

RAINER METZGER
Phantom der Lust

“Visionen des Masochismus in der Kunst”
Neue Galerie Graz, 26.4. – 24.8.2003

Nachdem wir alles, was wir jemals über die Obsessionen im Kunstbetrieb wissen und nicht wissen wollten, schriftlich vorgeführt bekommen haben, dürfen wir es nun auch sehen. Catherine Millets, nun ja, Skandalbuch über ihr “vie sexuelle”, das sie zunächst als junge Kritikerin und dann als Chefredakteurin von “Art Press” hinter sich brachte, findet sich bestätigt von den multipelsten Zeige- und Demonstrationsgesten, in denen sich das “Phantom der Lust” inszeniert. Chefkurator Peter Weibel hält es am langen Zügel. Mehr als tausend Exponate bieten in der Grazer Neuen Galerie dar, welch “hierarchielose, demokratische, transversale Vielfalt von Organen und Objekten”, so Weibel, die Sexualität anstoßen kann.

Madame Millet hätte es nicht besser sagen können, und wie bei der Lektüre ihres Buches lässt man auch beim Besuch in der Ausstellung am besten alle Finger von der Frage, wie authentisch, eigenpraktiziert und von ästhetischer Haltung motiviert das Vorgeführte ist. Zwischen Drastik und Verspieltheit, purer Gewalt und neckischem Befingern tut sich auf, was man ein Universum nennt. Ein Universum von überwältigender Visualität. Und wie immer, wenn man von Texten zu Bildern wechselt, bleibt die Unschärfe auf der Strecke. Alles, was Bilder können, ist zeigen. Und was sie zeigen, ist alles. Bilder kämpfen von vornherein mit dem pornografischen Prinzip.

Daraus bezieht die Ausstellung ihr eindeutigstes Problem, und es ist von schlichtester juristischer Natur. Zwei Rechtsanwälte sind beauftragt worden, die Präsentation mit dem Jugendschutzgesetz des Landes Steiermark kurzzuschließen. Die Gutachten ließen den einzigen Schluss zu, Interessierten…



Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei