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Magazin: Publikationen · von Johannes Lothar Schröder · S. 488 - 488
Magazin: Publikationen , 1997

pezoldo: Kunst für das 21. Jahrhundert.

Entwurf einer Gegenwelt

Der Mangel an einer Zukunftsperspektive macht den Wunsch nach Zeiteinteilungen stärker denn je von runden Zahlen und Jubiläen abhängig. Schon frühzeitig haben Künstler und Kuratoren damit begonnen, epochale Vorstellungen mit der Jahrtausendwende zu verknüpfen, um ihre Wirkung auf die menschliche Gefühlswelt zu nutzen. So stellt auch Friederike Pezold, alias pezoldo, ihre Werkmonographie in den Zusammenhang der Zukunftsängste und -hoff- nungen, die die kalendarischen Zehnerpotenzen auslösen. Ein Blick auf den Titel “Kunst für das 21. Jahrhundert. Entwurf einer Gegenwelt” weckt die Erwartung, Werke einer noch zu schreibenden Kunstgeschichte schon jetzt in der Hand zu halten.

Beim Aufschlagen der ersten Seiten wird man entdecken, daß das Buch die Arbeiten der Künstlerin seit 1969 in lockerer Folge auftreten läßt, ohne daß eines ihrer Werke durch Kunstwerkeverwaltungen vermessen und registriert worden wäre. Wohl aber hat pezoldo ein Prospekt ihrer Kunst entwickelt, deren Zukunftspotential in 28 nach Themen gegliederten Kapiteln ausgelotet wird. Bis auf sieben sind sie alle dem Neuen gewidmet: dem Neuen an der Luft, am Lärm, an der Architektur, an der Zeit und den Körpern, dem Bild der nackten Frau und dem Fernsehen. Eingeschlossen ist Neues aus den Gebieten Filmemachen, Spiegelbild, Malerei, (P)deep Show, Sehen, Liebe, erogene Zonen und Zeit sowie die Neue Venus, das Leben nach dem Tod, Religion und Kirche. Ohne Attribute bleiben das Baden, Vierhändig, die Sehnsucht nach Nirwana und der Single. Im scharfen Gegensatz zu den vielen Novitäten wird die Familie einmal als das “Vorletzte” und dann als das “Allerletzte” abgehandelt. Die dysfunktional…

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von Johannes Lothar Schröder

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