Martin Blättner
Peter Zimmermann „wheel“
Projektraum: Julius Popp „bit.fall“
Kunsthalle Nürnberg, 29.11.2007 – 20.1.2008
Der Ausstellungstitel „wheel“ könnte leicht in die Irre führen. Zwar bezieht er sich formal korrekt auf das gleichnamige ellipsenförmige Gemälde im Großformat, das tatsächlich einer rotierenden Scheibe ähnelt und Lichter eines Schweinwerfers reflektiert, aber der Begriff „Rad“ (= „wheel“) trifft zumindest als (Nietzsche-)Symbol im Sinne der ewigen Wiederkehr nicht auf das Werk insgesamt zu. Rückblickend sollte man eher von einer innovativen Geradlinigkeit, mitunter sogar gelegentlich von einer Gratwanderung sprechen.
Der Werdegang von Peter Zimmermann ist durchaus konsequent, auch wenn er – rein theoretisch – ganz anders hätte verlaufen können. Die Vergrößerungsaktionen von Schulatlas-Covern, Reiseführer-Buchdeckeln oder von Kunstplakaten (vor allem die von Jackson Pollock) über die extreme Dehnung von Objekten im Raum (Schachtel-Präsentationen) führte immer mehr in die haptische Dreidimensionalität und schließlich in die Material-Schichtungen durch Epoxydharz. Als Innovationsschub erwies sich gewissermaßen ein „Fehler im System“ (Assoziationen zu E. Gomringer werden wach), ein Computer-„Unfall“ mit künstlerischen Folgen. Aus der Bildstörung durch die verunglückte Übertragung von Bilddateien entwickelte sich ein strategisches Prinzip und Arbeitsmotto. Abbilder der Wirklichkeit werden solange durch Programme gejagt, bis die abstrakte Verzerrung sozusagen mit neuen bildnerischen Aspekten überrascht.
Die neuesten großformatigen Gemälde – „Floor 3“ ist sogar ein begehbares Bild – tendieren jedoch immer mehr in Richtung einer Raumgestaltung über die bisher schon bis ins Extremste gesteigerte Raumbezogenheit hinaus. Doch mit den aktuellen haptischen und glänzenden sowie farbig changierenden Tafeln scheint sich ein Scheideweg aufzutun, der entweder mehr in die optische Verzerrung und die Verstörung der Sehgewohnheiten führt…