Michael Hübl
Peter Weibel
»Medienrebell«
21er Haus, Wien, 17.10.2014 – 19.1.2015
Westliche Gesellschaften halten sich erhöhte Toleranz und Aufgeschlossenheit zugute. Die Durchlässigkeit von Fachgrenzen und der Verzicht auf Denkbarrieren gelten als Motoren der Kreativität und Garanten für Innovationskraft. Nicht immer allerdings werden spartenübergreifende Offenheit und Risikobereitschaft in dem Maße honoriert, wie es das Ideologem von der ubiquitären Liberalität suggeriert. Siehe etwa Peter Weibel. Nicht dass man ihm Aufmerksamkeit und Anerkennung verweigert hätte. Er wird genannt im Umfeld der Wiener Aktionisten (von denen er sich später distanzierte), man weiß um seine nicht selten rabiaten Performances, die durch die Teilnahme am Londoner Destruction in Art Symposium (DIAS) 1966 weitreichende Impulse erhielt, konnte ihn als Filmschauspieler oder Punk-Sänger erleben. Andere wiederum kennen ihn als Hochschullehrer, als langjährigen Chefkurator der Neuen Galerie am Joanneum in Graz, Kommissär für den Österreichischen Pavillon der Biennale di Venezia (1993-1999), Kurator großer Biennalen wie Sevilla (2008) und Moskau (2011) und als energiegeladenen Vorstand des Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM). Zu Weibels Handlungsradius gehören aber auch seine theoretischen Arbeiten und Publikationen, etwa seine intensive Beschäftigung mit dem Mathematiker und Logiker Kurt Gödel (1906-1978), zu dessen postumer Bekanntheit er durch den zusammen mit Werner DePauli-Schimanovich produzierten Film „Kurt Gödel – Ein mathematischer Mythos“ (1986) und eine gleichnamige Buchpublikation (1997) wesentlich beitrug.
Bezogen auf historische Gestalten scheint diese spezifische Form individueller Interdisziplinarität unproblematisch: Dass etwa Leonardo da Vinci Ingenieur und Maler war, wird mit der Kategorie ‚Universalgenie‘ quittiert, und dass Peter Paul Rubens neben seiner Tätigkeit als Maler ausgiebig diplomatische Dienste versah,…