Reinhard Ermen
Peter Tollens/Dieter Villinger
“Farbe als Farbe! ”
“KUNST KOMPLEX Galerie, 4.12.1987-30.1.1988
Die Galerie KUNST KOMPLEX in Neuss zeigt Malerei von Peter Tollens (Köln) und Peter Villinger (München) unter dem Titel : Farbe als Farbe. Der Anspruch, der dahintersteht, ist allgemein und präzise zugleich. Denn Farbe als Farbe ist nichts, in der Hand des Künstlers kann sie aber alles sein. Tollens und Villinger lösen diesen Anspruch, welcher auch eine Maxime der reinen bzw. radikalen Malerei ist, auf ganz unterschiedliche Art und Weise ein. Peter Tollens legt eine dominierende, in sich malerisch differenzierte Farbschicht auf die Leinwand. Darin integriert er, oder besser verwebt er, kleinere Farbsegmente. Tollens malt mit Ölfarbe, Villinger mit Acryl. Dieter Villinger breitet eine Farbe mit machtvoller Geste in wenigen Naß-in-Naß-Schichten auf der Leinwand aus. Es wäre unredlich, hier die Radikalität des jeweiligen Farbumgangs zum Gradmesser malerischer Leistungen einzubringen. Es können nur verschiedene, letztendlich wahlverwandte Haltungen zur Farbe konstatiert werden. Es finden sich bei Tollens durchaus noch Reste einer Malerei, welche das Bild durch Komposition erstellt. Die Segmente, welche in die dominierende Decke eingewoben sind, fungieren auch als Gewichte, die das Bild in der Waage halten. Tollens’ Gemälde sind radikale Abstraktionen, welche sich im materialen Farbbild manifestieren. Bildtiefe ist Ergebnis der Mächtigkeit der dominierenden Farbschicht. Illusionseffekte stellen sich kaum ein, weil Farbkörperlichkeit vorherrscht.
Notwendigerweise ist für Villingers Monochromie radikale Abstraktion nicht mehr das Stichwort. Villinger trägt eine Farbe vor. Die Acrylmasse wird mit wenigen großen Schwüngen auf die Leinwand aufgetragen. Der Physis des malenden Arms gehorchend, bilden sich kreissegmentartige Bahnen, welche…