Helga Meister
Peter Sutter
Galerie Michael Cosar, Düsseldorf, 1.6. – 7.7.2001
Das Mammutfloßrennen des FC Kradolf-Schönenberg nach der Klimaveränderung” ist der Bandwurmtitel eines Ölbildes von Peter Sutter (37). Zwei Jahre, von 1997 bis 1998, malte er daran. Es handelt sich um das Panoramabild einer Schweizer Landschaft an der Mündung von Sitter und Thur. Im Mai, wenn beide Flüsse genügend Wasser führen, veranstaltet ein ortsansässiger Sportverein ein Mammutfloßrennen. Sutter kannte den Wettkampf aus seiner Jugendzeit. Doch als er 20 Jahre später wieder hinging, um zu malen, gab es keine phantastischen Flöße in einer Huckleberry-Finn-Romantik mehr, sondern nur noch eine einheitliche Produktion eines Floßtyps. Auch sonst stimmte das Bild aus seiner Kindheit nicht mit dem der Gegenwart überein. Kurzum, er machte zwar Fotos, gab dem Milieu jedoch ein anderes Klima. Er erwärmte alles um zehn Grad, so dass der Säntisgletscher zu schmelzen begann, ein See entstand, und die Vegetation an die Tropen erinnerte. Die Topografie blieb die der Wirklichkeit, aber mit Luftwurzeln wie in Arizona, mit Bambus und Papageien. Als Sutter so saß und sich das Panorama anschaute, tauchte ein Fuchs neben ihm auf, rechterhand gibt es einen Hund. Derweil flitzt ein Nahverkehrszug vorbei, über eine Brücke wie in Thailand. Und die Häuser wirken wie im Kolonialstil, haben jedoch eine prosaische Sinalco-Reklame. Das Bild ist eine kompositorische und malerische Meisterleistung und zugleich ein ironischer Kommentar darauf. Denn Sutter stammt aus einer Anstreicher-Familie und fing selbst als Malerlehrling an, bevor er die Kunstgewerbeschule in Sankt Gallen aufsuchte und schließlich bei Gotthard Graubner an der Düsseldorfer…