Jürgen Kisters
Peter Pick
»Objekte schlagen zurück«
Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde, Köln, 6.5. – 20.6.1994
Die Objekte des täglichen Lebens sind uns gewöhnlich kein Stein des Anstoßes und nicht einmal eine Frage wert. Die Objekte stehen an ihrem Platz, sie sind uns vertraut, und wir sind nahezu völlig sicher, sie zu kennen. Ein Tisch ist ein Tisch, ein Haus ist ein Haus, eine Schraube ist eine Schraube, und ein Kunstwerk ist ein Kunstwerk. Die abendländische Kultur hat dabei seit Jahrhunderten ein Verhältnis zu den Dingen, das von Beherrschung und Klassifikation geprägt ist. Die Dinge haben ihren Namen und ihre Funktion und ihren Platz in der allgemeinen Ordnung: am Arbeitsplatz und im Wohnzimmerschrank, im Museum, in den Kellerregalen und in der Hosentasche. Selbst an den Orten der Kunst, wo die nachweislich fremden und ver-rückten Objekte zur Schau gestellt werden, geht es stets zu, als wüßten wir alles über sie. Das ist der Alltag, den wir kennen: ein Gerüst aus vertrauten Hilfskonstruktionen, der unserem Seelenapparat hilfreich zur Stütze dient, und ihn zugleich schonungslos umklammert.
Daß die Objekte allerdings auch davonrutschen und sich selbständig machen können, ist eine Erfahrung jedes einzelnen Tages. Wir glauben es nicht, aber es passiert; ständig. Ein Messer rutscht ab, ein Glas fällt um, der Schlüssel im Türschloß läßt sich nicht drehen, das Rohr ist von Rost zerfressen, die Porzellanschüssel hat einen Sprung, von einem Bild bröckelt die Farbe ab. Eine Kleinigkeit kann zur Katastrophe werden: das Mißgeschick als Entgleiten der Dinge, der Unfall als Bruch in der Ordnung, Zerfall und Disfunktion als…